Am 23. Mai 2023 wurde beim 11. ANP Kongress in Linz der erste Preis des diesjährigen ANP Awards Austria an Matthias Hutter, BSc MSc ANP, von der Universitätsklinik für Innere Medizin II überreicht. Der Award für Advanced Nursing Practice (ANP) wird von der Fachhochschule Oberösterreich und dem ANP Forum Austria an Institutionen, Gruppen oder Einzelpersonen vergeben, die ihre Arbeit der spezialisierten, erweiterten und vertieften Pflege in Österreich widmen. Der Laudator würdigte das von Matthias Hutter eingereichte Projekt „Sektorenübergreifendes Selbstmanagementförderungskonzept für hospitalisierte Patient*innen mit chronischer Herzinsuffizienz“ als beispielgebendes Praxiskonzept, welches intersektorale Beratungsinitiativen beinhaltet und interdisziplinäres Handeln fördert.
Die in den USA bereits in den 60er-Jahren entwickelte Berufsrolle APN Advanced Practice Nurse mit erweiterter und vertiefter Pflegepraxis als autonomem Arbeitsfeld der Pflege befindet sich in Österreich in einem frühen Stadium der Entwicklung. Typische Spezialisierungen gibt es etwa bei chronischen Krankheiten in den Bereichen Kardiologie, Onkologie und Pulmonologie. „In der Umsetzung eines zeitgemäßen Skill-Grade-Mix von der Pflegefachassistenz bis zu Advanced Nursing Practice (ANP) zeigt sich das Uniklinikum Salzburg als Vorreiter und die Verleihung des ANP-Awards bestätigt uns in dieser Entwicklung. Die großen Herausforderungen des Gesundheitssystems wie die demografische Entwicklung, Ärzte- und Pflegemangel etc. erfordern neue innovative Pflege- und Versorgungskonzepte, ANP kann hier Lücken schließen und Versorgungspfade optimieren. Besonderes Augenmerk wird auf Prävention und Befähigung chronisch Kranker zum Selbstmanagement ihrer Krankheit gelegt“, erklärt Roland Eßl-Maurer, BScN MScN, der Koordinator der Entwicklung klinische Pflegepraxis am Uniklinikum. ANP beinhaltet neben evidenzbasierter Pflegepraxis und fachlicher Entwicklung auch interdisziplinäres und sektorenübergreifendes Arbeiten, d.h. mit Verbindung zur außerklinischen Versorgung wie etwa zur mobilen Palliativversorgung oder zum Kardiomobil.
Als APN – Advanced Practice Nurse – für Kardiologie hat sich Matthias Hutter im Zuge seiner Berufslaufbahn auf die Beratung und Schulung von Herzinsuffizienzpatientinnen und -patienten verlegt und für den ANP-Award Austria sein Konzept zur sektorenübergreifenden Selbstmanagementförderung dieser Patientengruppe eingereicht. Im Rahmen seiner Masterarbeit im Studiengang ANP erhob er die Selbstmanagementbedürfnisse von Herzinsuffizienzpatienten, ergänzte die dürftige Datenlage und generierte wichtige Erkenntnisse, die nun im Stationsalltag umgesetzt werden. Matthias Hutter schult und unterstützt seine Kolleginnen und Kollegen in hochkomplexen Pflegesituationen und führt während des Stationsaufenthaltes Basisschulungen für das Selbstmanagement der Patienten durch. „Die Patientinnen und Patienten werden angeleitet, Blutdruck, Puls und Gewicht zu kontrollieren, auf Trinkmengenbeschränkungen zu achten und eine akute Verschlechterung ihrer Erkrankung rechtzeitig zu erkennen“. Sie erfahren aus pflegerischer Sicht Wichtiges über die Wirkweise ihrer Medikamente und deren Nebenwirkungen und sollen ihr Wissen im Alltag zuhause anwenden. Das für die außerklinische Versorgung von Herzinsuffizienzpatienten zuständige Kardiomobil besucht diese im Anschluss an ihren Krankenhausaufenthalt zuhause. Wer von diesem nicht angefahren werden kann, hat die Möglichkeit einer Online-Sprechstunde mit mir“, erläutert Matthias Hutter. Ein gutes Selbstmanagement dieser chronisch kranken Herzinsuffizienzpatienten bewirkt, dass ihr Zustand stabil bleibt, sie die Herausforderung ihrer Erkrankung besser bewältigen können und nicht bald wieder ins Krankenhaus müssen. Auch gehe die demografische Entwicklung in Richtung multimorbider, schwer chronisch kranker Patienten, was die Schaffung innovativer Angebote erfordere, ergänzt Matthias Hutter. Zusätzlich suchen die Herzinsuffizienzpatienten die Herzinsuffizienzambulanz zur medizinischen Verlaufskontrolle und allfälligen Therapieanpassung auf. Dort werden sie auch von einer Pflegenden mit Weiterbildung zur Herzinsuffizenzberaterin weitergeschult und -betreut.
Die erweiterte und vertiefte Pflegepraxis im Sinne von Advanced Nursing Practice setzt einen konsekutiven Masterabschluss (gesamt 300 ECTS) in der Pflege, langjährige Berufserfahrung und eine Spezialisierung in einem spezifischen Versorgungsbereich voraus. Den Studiengang bietet in Salzburg die Paracelsus Medizinische Universität am Institut für Pflegewissenschaft und -praxis unter Institutsvorstand Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Osterbrink an. "Advanced Nurse Practitioner in acute care" oder "Advanced Nurse Practitioner in chronic care" heißen die Abschlüsse. Matthias Hutter etwa besuchte von 2004–2007 die Gesundheits- und Krankenpflegeschule in Salzburg, schloss später den Universitätslehrgang für Intensivpflege ab und bezog daraus die Motivation, weiter zu studieren. Er absolvierte den Bachelor an der Fachhochschule Krems und dann den Master an der PMU. Mit seiner speziellen Tätigkeit als APN mit den Patientenschulungen, der Forschungstätigkeit und der Personalentwicklung ist er Teil der Entwicklung von Advanced Nursing Practice in Österreich.
Daneben leistet er weiterhin Stationsdienste und ist in das Stationsleben voll eingebunden. Erholung findet er bei Wanderungen mit seiner Familie und Reisen besonders in den Westen der USA.