Dr. Teresa Nedwed-Müllner arbeitet seit 13 Jahren in der Notaufnahme für Erwachsene der Uniklinik für Innere Medizin II, Kardiologie und internistische Intensivmedizin unter der Leitung von Primaria Univ.-Prof. Dr. Uta Hoppe am Campus Landeskrankenhaus. Die mit 75 Prozent teilbeschäftigte Fachärztin für Innere Medizin kann sich keinen besseren Arbeitsplatz vorstellen, nicht zuletzt weil das Team aus Ärztinnen und Ärzten sowie Pflege hervorragend sei. „Und es ist kein Tag wie der andere, auch wenn es manchmal herausfordernd und kräftezehrend ist.“ Teresa Nedwed-Müllner ist Mitglied des Syncope Advisory Boards, das sich mit kurzzeitigem Bewusstseinsverlust beschäftigt.
„Ein Fall, wie er immer wieder in der Notaufnahme vorkommen kann: Jemand hat einen plötzlichen, kurzen Verlust des Bewusstseins erlitten und dafür kommen nun mehrere mögliche Ursachen in Betracht. Hier braucht es klinisches Gespür und Erfahrung des behandelnden Arztes oder der Ärztin, aber es gibt jetzt auch seit kurzem den Synkope Pathway, einen detaillierten Leitfaden zur Abklärung, ob es sich um einen gefährlichen Fall handelt oder ob die Abklärung durch einen niedergelassenen Arzt genügt. Vielleicht ist die Ursache auch unproblematisch und erfordert nur die Einhaltung gewisser Verhaltensregeln, wie etwa bei langem Stehen Stützstrümpfe zu tragen oder die Venenpumpe durch Auf-die-Zehenspitzen-Stellen zu aktivieren“, erläutert Teresa Nedwed-Müllner. Im ersten Fall muss die Patientin oder der Patient entweder sofort an den Überwachungsmonitor angeschlossen oder an die Abteilung für Kardiologie oder Neurologie weitergeleitet werden. Der neue Leitfaden hängt in Form eines Flussdiagrammes in Plakatform an der Wand und ein Fragebogen hilft ebenfalls bei der Diagnosestellung. Der Inhalt des Synkopen Pathways wurde in Zusammenarbeit mit der Firma Medtronic, die unter anderem implantierbare Herzmonitorsysteme herstellt, erarbeitet. Der Pathway wurde unter Bezugnahme auf die ESC Guidelines von 2018 für Synkopen gemäß dem Konsens des Syncope Advisory Boards, bestehend aus Associated Professor Dr. Lukas Motloch, bis vor kurzem Mitglied der Forschungsgruppe der 2. Medizin, Oberärztin Dr. Teresa Nedwed-Müllner und Oberarzt Dr. Rudolf Kreidenhuber von der Uniklinik für Neurologie erstellt.
Die Ja-Nein-Entscheidungen des Leitfadens werden auf dem siebenseitigen folierten Fragebogen mit abwaschbarem Stift eingetragen und das Ergebnis in der Folge am Aufnahmebogen bzw. im Arztbericht dokumentiert. „Bei jeder Patientin oder jedem Patienten, der eine Synkope, also eine kurze Ohnmacht, erlitten hat, wird zunächst gefragt, was vorgefallen ist. In der initialen Abklärung und Untersuchung ist ein EKG wichtig, gegebenenfalls auch eine Echocardiographie, ein 24-Stunden EKG oder eine Ergometrie. Bei Brustschmerzen, die Symptome eines Herzinfarkts sein können, wird im Herzkatheterlabor weiter untersucht. In weiterer Folge kann auch ein MRT erforderlich sein. Manchmal wird auch ein sog. Looprecorder, ein Herzmonitor in Stäbchenform, eingepflanzt, wenn eine bedrohliche Rhythmusstörung als Ursache vermutet wird“, schildert Teresa Nedwed-Müllner die Vorgangsweise.
Der Synkope Pathway ist nicht nur in den Salzburger Landeskliniken in Verwendung, sondern wird österreichweit publiziert und bereits von anderen Krankenhäusern im deutschsprachigen Raum nachgefragt. Besonders für junge, weniger erfahrene Ärzte ist der Leitfaden ein hilfreiches Tool, um den Hochrisikopatienten von jenem mit geringerem Risiko zu trennen. Der Leitfaden soll die stationären Aufnahmen durch angemessene ambulante Behandlung reduzieren, eine klare und simple Risikostratifizierung liefern und Risikopersonen eindeutig definieren.
Bei der Anmeldung schätzt das Triageteam die Dringlichkeit der Fälle ein und weist sie entweder der Chirurgie, der Unfallchirurgie oder eben direkt der internistischen Notaufnahme zu. „Das ist einfach das, was ich gerne mache“, so Teresa Nedwed-Müllner. Natürlich gebe es auch immer wieder Besetzungsprobleme bei den Nachtdiensträdern oder den Turnusärzten. „Vier Nachtdiensträder, untertags das Kernteam bestehend aus Oberarzt Dr. Andreas Arrer, Oberärztin Dr. Katja Ruzicka und mir, von der Abteilung hineinrotierende Assistenzärzte in Ausbildung und bis zu drei Turnusärzte sowie die Pflege kümmern sich um die Patientinnen und Patienten der Notaufnahme für Erwachsene.“ Manchmal müsse auch ein intubierter Patient im Schockraum betreut werden. „Die Turnusärzte in Ausbildung zum Allgemeinmediziner schätzen den Arbeitsplatz in der Notaufnahme ebenfalls sehr, die Lernkurve ist steil, sie dürfen selbständig Patienten sehen, müssen jedoch nie alleine Entscheidungen treffen“, ergänzt Nedwed-Müllner.
Ihre Freizeit widmet die leidenschaftliche Notaufnahme-Ärztin der Familie, Freunden und dem Sport – Laufen, Radfahren, Wandern – und geht gerne auf Konzerte (z. B. Metalcore) und Festivals.