Wichtige Fragen zu den Begriffen und den Wahrnehmungen im Körper

Was bedeutet Radiotherapie (oder Strahlentherapie) und Radio-Onkologie?
Unter dem Begriff Onkologie versteht man allgemein die Lehre von bösartigen Erkrankungen (Tumoren) und deren Therapie. Die drei wichtigsten Behandlungsformen in der Onkologie sind: 1.) Operation 2.) Medikamentöse Therapie 3.) Radio-Onkologie (auch Radio- oder Strahlentherapie genannt) Die Strahlentherapie ist das dritte Standbein der Onkologie und ist als eigenständige Disziplin ein relativ junges Fach. In den letzten beiden Jahrzehnten wurde die Strahlentherapie Gegenstand intensiver Forschung von Medizinern, Biologen und Physikern. Dadurch erfuhr die Strahlentherapie eine so rasante Weiterentwicklung wie kaum eine andere medizinische Disziplin.

Was ist das Ziel der Strahlentherapie?
Die Strahlentherapie kann mit verschiedenen Zielsetzungen angewendet werden. In vielen Fällen verfolgen wir das Ziel, PatientInnen nachhaltig vom Tumor zu befreien. Dies bedeutet, dass wir den Tumor, aber auch einzelne bösartige Zellen, die sich zu einem Tumor entwickeln könnten, mit der Strahlung abtöten wollen (kurative Strahlentherapie). Die Strahlentherapie ist eine rein lokale Maßnahme, d.h. sie wirkt nur im Bereich der Bestrahlungsfelder. Dies gilt sowohl für die (erwünschte) tumorzerstörende Wirkung, als auch für eventuelle Nebenwirkungen. In manchen Fällen kann aber ein Tumor aus unterschiedlichen Gründen nicht vollständig eliminiert werden. Je nach Größe des Tumors und seiner Nähe zu bestimmten Organen kann fallweise nicht genügend Strahlendosis gegeben werden, um ihn ganz zu zerstören. Auch wenn Fernabsiedelungen (Metastasen) des Tumors vorliegen, kann mit der alleinigen lokalen Bestrahlung oftmals keine Heilung erreicht werden. Das Ziel einer Strahlenbehandlung besteht in diesen Fällen z.B. darin, Schmerzen zu reduzieren und allgemein die Lebensqualität zu verbessern (symptomatische, palliative Strahlentherapie).

Was passiert im Körper bei der Bestrahlung?
Wie der menschliche Körper bestehen auch Tumore aus Zellen. Das Wachstum eines Tumors wird über die Zellteilung geregelt. Strahlung stellt eine „Wachstumsbremse“ für lebendes Gewebe dar. Eine der Hauptwirkungen der Strahlen ist die Störung bzw. Verhinderung der Zellteilung. Die Strahlung greift unter anderem die Erbsubstanz im Zellkern an. Die Zelle verliert ihre Teilungsfähigkeit und stirbt in der Folge. Jede Zelle verfügt jedoch auch über ein Reparatursystem, um solche Schäden zu beheben. Die Fähigkeit zur Reparatur ist in gesunden, normalen Zellen wesentlich ausgeprägter als in Tumorzellen, so dass die Strahlung den Tumor weit stärker schädigt als das gesunde Gewebe. Diesen Unterschied im Reparaturvermögen macht sich die Strahlentherapie zunutze. Die Reparaturvorgänge im mitbestrahlten umgebenden Gewebe brauchen jedoch etwas Zeit, weshalb die gesamte Strahlendosis in mehrere Einzelsitzungen (Fraktionen) aufgeteilt wird. Die Erfahrung zeigt, dass in vielen Fällen die tägliche Bestrahlung die besten Ergebnisse bringt. Nach erfolgreicher Bestrahlung sterben Tumorzellen ab und werden von körpereigenen Zellen zerlegt und abtransportiert.

Warum fühle ich mich so müde?
Manche Patienten/-innen fühlen sich während der Therapie müde. Diese Müdigkeit hängt von der bestrahlten Körperregion und von der Größe des Zielvolumens ab. Muss in einer Region bestrahlt werden, in der sich viel Knochenmark befindet, kann die Produktion von roten Blutkörperchen reduziert werden. Das bewirkt dann die Müdigkeit. Diese Müdigkeit verschwindet nach der Bestrahlung wieder. Aber auch Patienten/-innen, die in anderen Regionen bestrahlt werden, können sich müde fühlen. Möglicherweise hängt das mit den Reparaturvorgängen in den normalen Zellen zusammen. Zusammengefasst soll gesagt sein, dass die Müdigkeit in den allermeisten Fällen einige Zeit nach der Bestrahlung wieder verschwindet.

Werde ich radioaktiv?
Alle Patienten/-innen die von außen bestrahlt werden, werden zu keiner Zeit radioaktiv. Die vom Beschleuniger kommende Strahlung durchdringt den Patienten/die Patientin und wird in Boden und Decke des Behandlungsraumes absorbiert. Ähnlich ist es bei Patienten/-innen, die brachytherapeutisch – also von innen - bestrahlt werden: Bei Verwendung der Iridium Ir-192 Quelle wird über Applikatoren direkt die Tumorregion bestrahlt. Nach der Behandlung - in der Regel nach mehreren Minuten - fährt die Quelle wieder in den Sicherheitstresor zurück. Der Patient / Die Patientin ist dann wieder frei von jeder Strahlung.

Wie lange halten die Nebenwirkungen an?
Nebenwirkungen werden durch Bestrahlung verschiedener Organe hervorgerufen. Manche Organe, wie beispielsweise die Haut oder das Knochenmark, können die Schäden gut reparieren. Die Nebenwirkungen verschwinden im Laufe der Zeit. Es gibt aber auch Organe, die Strahlenreaktionen oberhalb einer bestimmten Dosis nur schlecht kompensieren können und die Nebenwirkungen bleiben permanent. Vor der Bestrahlung werden die Patienten/-innen vom Radio-Onkologen detailliert über den Nutzen, aber auch die Risiken und Nebenwirkungen aufgeklärt und beraten.

Kann man an derselben Stelle öfters bestrahlt werden?
Im Allgemeinen kann ein Patient/eine Patientin an derselben Stelle nur einmal bestrahlt werden. Ist die Maximaldosis an dieser Stelle erreicht, kann nicht mehr bestrahlt werden. Überschreiten der Maximaldosis durch neuerliche Behandlung kann zu nicht akzeptablen Nebenwirkungen führen. Es liegt im Ermessen des Strahlentherapeuten, in Einzelfällen dem Patienten/der Patientin eine neuerliche Therapie an derselben Stelle vorzuschlagen. Da die Effekte der Bestrahlung lokal sind, kann jedoch jederzeit an anderen Stellen eine notwendige Therapie durchgeführt werden.

Funktioniert das Gerät auch richtig?
Qualitätssicherung ist ein wichtiges Aufgabengebiet unserer Physiker/-innen. Es werden täglich vor Patientenbetrieb Messungen durchgeführt, um das einwandfreie Funktionieren unserer Geräte zu gewährleisten. Es werden an den Geräten selbst umfangreiche Prüfungen vorgenommen, die vom Gesundheitsministerium vorgeschrieben und auch jährlich kontrolliert werden. Aber auch Normenwerke von ÖNORM, DIN und IAEA bilden die Grundlage für unsere umfangreiche Qualitätssicherung. Die Sicherheit in der Strahlenbehandlung ist also vollständig gewährleistet.
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