Hämoglobinvarianten

Basisdaten

Schein

A

Labor

Zentrallabor LKH

Verfügbarkeit

Werktags zu Routinezeiten

Benötigtes Material

Benötigtes Material

3 ml EDTA-Blut

Behälter

EDTA-Röhrchen
EDTA-Röhrchen

Präanalytik

Abnahme nüchtern

Nein

Einverständniserklärung notwendig

Nein

    Vorbereitung des Patienten

    Probengewinnung

    Weitere präanalytische Hinweise

  • Hämolyse erniedrigt durch den erhöhten Erythrozyten-Turnover den Meßwert. Das gleiche gilt für schwere Blutungen.
  • Nach Transfusion von Erythrozytenkonzentraten ist eine Beurteilung nur eingeschränkt möglich.
  • Das bei Niereninsuffizienz aus Harnstoff entstehende Zyanat führt zur Carbamylierung des Hämoglobins, das bei der Ionenaustauschchromatographie mitbestimmt wird. Das Ausmaß der Beeinflussung bedarf jedoch noch weiterer Abklärung.
  • Hämoglobinopathien: HbF sowie HbS führen zu KEINER Beeinflussung der Analyse, da eine vollständige Trennung von der stabilen HbA1c Phase gelingt. Beim Vorliegen von Hb Sherwood-Forest-, Hb Graz- oder auch Hb Okayama- Hämoglobinvarianten kommt es zu einer nicht unbeträchtlichen Erhöhung der HbA1c-Fraktion!
  • Probenversand

    Transporthinweis

    Analysegeräte

    Laborbereich

    Flowzytometrie Tel.:+43 (0) 5 7255 - 58103
    • Adams HA-8180 (Menarini) - (ADAMS_2 - Zentrallabor LKH)
    • (ausgeschieden) Adams HA-8180 (Menarini) - (ADAMS-1 - Zentrallabor LKH)

    Analytik

    Methode

    HPLC-Auftrennung

    Störungen

    Kommentar

    Haltbarkeit für die Elektrophorese-Methode: 1 Monat bei 2-8°C

    Alternatives Material

    Links

    Details

    zuständiger Akademiker/Akademikerin

    Priv.Doz. Dr. Cornelia Mrazek Tel.:+43 (0)5 7255 - 57260

    LOINC-Code

    Interpretation

    Normales humanes Hämoglobin besteht aus vier Polypeptidketten (Globin-Ketten) mit je einem Häm-Molekül. Im normalen humanen Hämoglobin bestehen die Globin-Ketten aus zwei Alpha- und zwei Nicht-Alpha-Ketten. Ungefähr 97% des Gesamt-Hämoglobins eines gesunden Erwachsenen sind Hämoglobin A (Alpha2/Beta2), der Rest wird durch HbA2 (Alpha2/Delta2) und HbF (Alpha2/Gamma2) gebildet.

    Die Auftrennung der Hämoglobinfraktionen wird mittels HPLC-Methode durchgeführt. Bei Hämoglobinopathien werden die Hb-Fraktionen zusätzlich mittels Kapillarzonenelektrophorese aufgetrennt. Zusätzlich zur Hämoglobinauftrennung wird standardmässig ein Blutbild inkl. Reticulocyten, der Mentzer-Index, sowie ein Blutausstrich angefertigt.


    Hämoglobinopathien sind Krankheitsbilder, die auf Grund von genetisch bedingten Hämoglobinanomalien entstehen. Im Gegensatz zu den Thalassämien (abnorme Mengen der Hämoglobinketten s.u.) handelt es sich dabei um strukturell abnorme Hb-Varianten. Genmutationen können alle Ketten des Hämoglobins betreffen. Die Mehrzahl anomaler Hämoglobine unterscheidet sich vom normalen Hämoglobin durch den Austausch nur einer einzelnen Aminosäure; beim Sichelzellhämoglobin S (HbS) ist z.B. Glutaminsäure durch Valin als sechste Aminosäure am N-terminalen Ende der beta-Kette ersetzt.

    Gegenwärtig sind über 500 anomale Hämoglobine charakterisiert. Je nachdem, wo in den Globinketten eine Aminosäure fehlt, ausgetauscht oder zusätzlich eingebaut wird, und ob die Anomalie homo- oder heterozygot vorliegt, kann der Defekt zu unterschiedlichen Funktionsstörungen und klinischen Erkrankungen führen oder aber ohne klinische Symptome bleiben.


    Thalassämien bezeichnen eine Gruppe hereditärer korpuskulärer hämolytischer Anämien, die durch Synthesehemmung der alpha- bzw. beta-Ketten des Hämoglobins, mit Folge des Überwiegens von beta-, gamma- oder delta-Ketten, entstehen.

    Die ß-Thalassämie ist eine ererbte Erkrankung mit einer verminderten oder fehlenden Produktion von ß-Ketten (quantitativer Defekt), welche für die normale Struktur und Funktion des Hämoglobins essentiell sind. Diese Erkrankung ist gekennzeichnet durch eine mikrozytäre Anämie, einen erhöhten HbA2-Anteil (>3.2%), sowie Targetzellen und einer Poikilozytose im Blutausstrich. Diese Diagnose ist mittels Hämoglobinauftrennung frühestens mit 6 Lebensmonaten möglich, da vorher keine beta-Ketten gebildet werden.

    Bei heterozygoten Merkmalsträgern findet sich die klinische Bedeutung in der Tatsache, dass viele dieser Patienten oft jahrelang fälschlicherweise im Sinne einer Eisenmangelanämien therapiert werden. Weiters ist bei diesen Patienten die Abklärung der näheren Verwandtschaft und bei Kinderwunsch eine entsprechende genetische Beratung wichtig um die Zeugung homozygoter Merkmalsträger möglichst verhindern zu können.


    Eine alpha-Thalassämie minima bzw. minor kann nur genetisch diagnostiziert werden. Die Auftrennung der Hämoglobinfraktionen ist dabei unauffällig.


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