„Jetzt sehe ich den Beruf als Hobby. Wenn ich heute einen Acht- oder Zehnstundendienst mache oder einspringe, dann ist das spannend, und ja, wie ein Hobby“, sagt Isabella Radauer. Mit 66 Jahren ist sie wieder im OP an der UK f. Chirurgie tätig, und das mit der gleichen Begeisterung wie in den letzten 40 Jahren, wovon sie die letzten sechs als Leitende Pflegeperson im OP an der UK f. Chirurgie verbrachte. Als sehr spannend beschreibt sie ihre Tätigkeit, die sie schon während der Ausbildung als ihren Wunschberuf sah: „Es ist wirklich meine Berufung, eine wunderbare und abwechslungsreiche Tätigkeit. Natürlich ist es auch manchmal anstrengend. Mich hat immer die Allgemeinchirurgie besonders interessiert, weil sie so vielfältig ist, und da die offene Chirurgie.“ „Neben den Operationen stehen uns aber auch alle endoskopischen Techniken zur Verfügung“, schildert der Vorstand der Uniklinik für Chirurgie, Professor Klaus Emmanuel die umfangreichen Möglichkeiten. „Wir besitzen die modernsten, neuesten und schonendsten Operationsverfahren weltweit und es stehen uns alle innovativen Techniken wie etwa das „Nanoknife“, das mittels kurzer Stromstöße bei bestimmten Tumorarten Tumorgewebe zerstört, zur Verfügung. Auch haben wir bereits mehrere Robotersysteme sowohl am Uniklinikum Salzburg als auch an der Landesklinik Hallein implementiert.“
Von der Schule weg ‒ damals musste man als Schülerin noch in den OP ‒ wurde Isabella Radauer in den OP der damaligen I. Chirurgie „rekrutiert“, „weil ich so motiviert und offensichtlich ein sehr guter Beidienst war. Das war mein großes Glück, das hat mich so interessiert“, erzählt Isabella Radauer, die vor der Ausbildung zur Diplompflegerin den Annahof absolviert hatte. „Du deckst den Tisch, bereitest die Instrumente vor und solltest natürlich auch wissen, was operiert wird.“ Die Sperrung von OP-Sälen mangels Personal war damals noch unbekannt. Nach der Geburt des ersten Kindes stieg sie nach damals nur einem Jahr Karenz vollbeschäftigt wieder ein. „Das war nur dank des Einspringens von Mutter und Schwiegermutter in der Kinderbetreuung möglich, und der Partner muss natürlich mitspielen. In der Zeit vor der Implementierung des Arbeitszeitgesetzes gab es sogar noch 48-Stunden-Dienste an Wochenenden“, erzählt Radauer. Nach der Geburt des 2. Kindes ‒ für drei Jahre Karenz musste man damals kündigen ‒ konnte sie elf Jahre weitere wichtige Erfahrungen in der Chirurgischen Endoskopie sammeln.
Hauptaufgaben der OP-Pflege sind das Vorbereiten des Patienten, das Betreuen während und nach dem Eingriff, die Vorbereitung des Eingriffes selbst und das Instrumentieren, das Reichen der richtigen Instrumente. Sie trägt die Mitverantwortung für einen zuverlässigen und reibungslosen Ablauf eines Eingriffes und ist somit wichtiger Partner im interprofessionellen OP-Team. Neben der diplomierten Gesundheits- und Krankenpflege, die heute auf der Fachhochschule ausgebildet wird und eine Sonderausbildung für den OP-Bereich absolviert, gibt es seit kurzer Zeit die Operationstechnische Assistenz (OTA), eine dreijährige Spezialausbildung für die Mitarbeit im OP. Sie ist auch für Berufsumsteiger geeignet, da sie keine Pflegeausbildung voraussetzt. Dass es diese Ausbildung bundesweit gibt, ist nicht zuletzt den unermüdlichen Anstrengungen des Uniklinikums Salzburg zu verdanken. Sie sei überzeugt davon, dass mit den ersten OTA’s, die demnächst aus der Ausbildung kommen, der Personalmangel in den OP-Bereichen abgefangen werden könne, sagt Isabella Radauer. Die OTA-Praktikantinnen und Praktikanten, die sie bereits erlebt habe, seien sehr motiviert und fähig gewesen.
Heute gibt es neben der offenen Chirurgie neue Operations- und Interventionsmethoden. „Als ich nach dem 2. Kind wieder ganztags in den OP an der UK f. Chirurgie zurückkehrte, hatte die Laparoskopie, die Schlüssellochchiurgie, Einzug in den OP gehalten. Und nun gibt es auch den daVinci-OP-Roboter, wo eine Chirurgin oder ein Chirurg an der Konosole sitzt und die Greifarme dirigiert, die durch winzige Löcher operieren, während ein Assistenzarzt mit der OP-Pflege am Patienten arbeitet.“ Die OP-Pflege kümmere sich um die Gerätschaften, beziehe die Arme des Roboters etc. „Das ist eine Materialschlacht“, schildert Isabella Radauer den Ablauf. „Und wenn dann doch aufgemacht, zur offenen Chirurgie übergegangen werden muss, dann macht sich die Erfahrung der älteren OP-Pflegerinnen oder-pfleger bezahlt.“
Isabella Radauer ist auch in ihrer Freizeit eine rührige Person. Sie geht auf den Berg und ins Fitnessstudio, kümmert sich liebevoll um vier Enkelkinder und sitzt auch sonst selten still. „Nicht zuletzt bleibt man durch die Arbeit auch geistig rege“, meint sie. Und all ihre unschätzbare berufliche Erfahrung bringt sie weiterhin zum Wohle der Patientinnen und Patienten ein und leitet neue Kräfte an, fachlich und als Vorbild.