Universitätsklinik für Chirurgie
Landeskrankenhaus
Müllner Hauptstraße 48
A-5020 Salzburg
Prim. Univ.-Prof. Dr. Klaus Emmanuel, FACS
Email: k.emmanuel@salk.at
Der Darm besteht aus zwei Abschnitten und ist in seiner gesamten Ausdehnung ca. 4 bis 6 m lang. Er wird in den Dünndarm und den Dickdarm unterteilt. Der Darm ist das Hauptorgan des Verdauungstraktes, und seine Aufgabe besteht darin, Wasser und Nährstoffe aus der Nahrung aufzunehmen, die für den Menschen lebensnotwendig sind.
Am Beginn des Dünndarmes steht der Zwölffingerdarm, der bereits einen Großteil der Nährstoffe aufnimmt. Der Dickdarm ist in weiterer Folge hauptsächlich für die Aufnahme von Wasser und Salz zuständig.
Nicht nur ungewünschte Stoffe sowie Gifte (Pestizide usw.) gelangen mit der Nahrung in unseren Körper, sondern auch Medikamente und vor allem Suchtmittel können den Darm sehr belasten. Er ist daher ein wichtiger Bestandteil unseres Immunsystems und reagiert auch sehr rasch auf seelische Belastungen und Stress. Der Darm als Gesamtes ist ein sehr sensibles System und kann leicht und schnell aus dem Gleichgewicht gebracht werden. Daher kommen auch Erkrankungen und Probleme mit dem Darm immer häufiger in unserer Gesellschaft vor.
Es gibt viele verschiedene Erkrankungen des Darmes und man unterscheidet prinzipiell zwischen den „gutartigen“ (Reizdarm, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Divertikulitis) und den „bösartigen“ (Darmkrebs/Darmkarzinom).
Reizdarm und Symptome
Der Reizdarm ist eine weit verbreitete Funktionsstörung des Darms für die bisher keine medizinische Ursache gefunden wurde. Einerseits spielen psychische Belastungen und Probleme beim Reizdarm eine große Rolle, andererseits dürfte eine Störung der komplexen Bewegungsabläufe des Darms vorliegen. Daher stehen beim Reizdarm Blähungen, Völlegefühl, unregelmäßige Stuhlgänge und generelle Bauchschmerzen im Vordergrund.
Divertikulose/Divertikulitis und Symptome
Ausstülpungen in der Darmwand werden Divertikel genannt. Da Divertikel häufig bei älteren Menschen vor allem zwischen Dickdarm und Mastdarm vorkommen, dürfte ein Zusammenhang mit dem Alter der Menschen sowie einer balaststoffarmen Ernährung bestehen. Häufig machen Divertikel keinerlei Probleme und werden erst zufällig im Rahmen einer Darmspiegelung (Koloskopie) entdeckt. Kommt es allerdings zu einer Entzündung der Divertikel (Divertikulitis) treten Schmerzen vor allem im linken Unterbauch, teilweise auch Blut im Stuhl bzw. Fieber, auf. Im schlimmsten Fall kann es zu einem Platzen der Ausstülpung der Darmwand kommen und dadurch kann Blut und Stuhl in den Bauchraum austreten. Dies kann unbehandelt eine lebensbedrohliche Situation für den Menschen sein.
Morbus Crohn und Symptome
Der Morbus Crohn gehört zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und kann den gesamten Magen-Darm-Trakt befallen. Bisher ist die genaue Ursache des Morbus Crohn noch nicht vollständig geklärt, aber wahrscheinlich dürfte es sich um eine Autoimmunerkrankung der Darmschleimhaut handeln.
Es kommt durch körpereigene Antikörper zu einer Entzündungsreaktion, die verschiedene Darmabschnitte betreffen kann, und andere Abschnitte dazwischen hingegen gesund bleiben. Dies unterscheidet den Morbus Crohn von der Colitis ulcerosa. Typischerweise beklagen Patienten mit Morbus Crohn häufig Durchfälle, Bauchschmerzen, Fieber, Schleimabgänge und oft auch Abszesse und Fistelbildungen im Bereich des Afters. Blut im Stuhl kann ebenfalls auftreten. Nachdem die Entzündung wieder abgeklungen ist, können sich im Darm Engstellen bilden, die in weiterer Folge Passagestörungen bis hin zum Darmverschluss verursachen können. Falls die medikamentöse Therapie in diesem Fall nicht ausreicht, ist nicht selten eine Operation bei Patienten mit Morbus Crohn notwendig.
Colitis ulcerosa und Symptome
Auch die Colitis ulcerosa gehört wie der Morbus Crohn zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Im Unterschied zum Morbus Crohn befällt die Colitis ulcerosa allerdings ausschließlich den Dickdarm und Mastdarm. Darüber hinaus ist der Darm immer ohne Unterbrechungen befallen. Die Unterscheidung vom Morbus Crohn fällt trotzdem nicht selten schwierig.
Die Beschwerden der beiden Krankheiten ähneln sich sehr, wobei bei der Colitis ulcerosa neben diffusen Bauchschmerzen, vor allem blutige Stühle und auch nächtliche Durchfälle im Vordergrund stehen. Zusätzlich besteht bei einem langen Krankheitsverlauf auch ein erhöhtes Darmkrebsrisiko, weshalb regelmäßige Koloskopien (Darmspiegelungen) empfehlenswert sind.
Sowohl bei Morbus Crohn als auch bei der Colitis ulcerosa ist eine enge Zusammenarbeit mit den Gastroenterologen zur optimalen Betreuung eines Patienten mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung notwendig.
Unter einem Darmverschluss versteht man die Unterbrechung der Darmpassage bzw. eine passageäre Behinderung der Durchgängigkeit des Darmes. Dies kann viele verschiedene Ursachen haben, z.B. Fremdkörper, die mit Nahrung in den Darm gekommen sind, nicht verdaubare Nahrungsmittel oder auch Gallensteine. Es können aber auch Einengungen nach stattgehabten Entzündungen (z.B. Divertikulitis, Morbus Crohn) oder auf Grund von Tumoren der Darmwand, wie beim Darmkrebs, dafür verantwortlich sein. Sehr häufig sind auch Verwachsungen und Narbenbildungen nach bereits stattgehabten Operationen im Bauchraum die Ursache. Falls es durch die Passagebehinderung zu heftigen Bauchschmerzen, Erbrechen und einem Stuhlverhalt kommt, ist eine Operation nicht selten unumgänglich.
Diagnose
An der Universitätsklinik für Chirurgie in Salzburg stehen, um zur richtigen Diagnose zu kommen, die modernsten Geräte der Diagnostik jedem Patienten zur Verfügung. Im Vordergrund steht auf Grund der langjährigen Erfahrung und herausragenden Expertise die Endoskopie bzw. sanfte Darmspiegelung, sowohl des Dünndarms als auch des Dickdarms. Nach einer vorbereitenden Darmspülung wird die Untersuchung in einer Art Dämmerschlaf des Patienten durchgeführt. Daher wird vom Patienten kaum etwas bemerkt bzw. gespürt. Dadurch können während der Untersuchung auch problemlos Gewebeproben, kleinere Polypen (Schleimhautwucherungen) bis hin zu größeren Tumoren problemlos abgetragen werden. Auch routinemäßige Kontrollen beim Morbus Crohn oder der Colitis ulcerosa sind auf diese Art und Weise gut möglich.
Falls notwendig bieten wir neben einer Enteroskopie auch eine Kapselendoskopie zur Beurteilung des gesamten Dünndarms an. Dabei wird vom Patienten eine kleine Kamera geschluckt, welche Fotos während der Passage durch den Darm aufnimmt.
Ergänzend stehen neben den üblichen Laboruntersuchungen, hochauflösende Ultraschalluntersuchungen des Bauches auch hochtechnologisierte Geräte anderer Kliniken des Uniklinikums Salzburg wie z.B. die Computertomographie, Magnetresonanztomographie oder auch nuklearmedizinische Untersuchungen sowie endoluminale Ultraschalluntersuchungen selbstverständlich zur Verfügung. Falls notwendig werden die Ergebnisse der Untersuchungen im Rahmen von interdisziplinären Besprechungen mit den Kollegen anderer Fachrichtungen zur Planung der Therapie diskutiert.
Therapie
In erster Linie wird versucht sämtliche Darmerkrankungen medikamentös und mit speziellen Diäten zu behandeln. Sollte diese Art der Therapie allerdings nicht ausreichen, stehen uns endoskopische interventionelle Verfahren bzw. Operationen zur Verfügung. Falls eine Operation nicht unumgänglich ist, wird diese selbstverständlich darmsparend durchgeführt, wobei in diesem Fall nur so viel Darm entfernt wird, wie unbedingt notwendig ist. An unserer Klinik wird dies falls möglich laparoskopisch (Schlüssellochtechnik) durchgeführt. Durch die Laparoskopie ist der Wundschmerz postoperativ geringer, die Narben kleiner und die Rekonvaleszenzzeit deutlich kürzer.
Vorsorge
Generell ist im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung ab dem 45. Lebensjahr eine Darmspiegelung zu empfehlen. Im Allgemeinen ist darüber hinaus das Vermeiden von Tabakkonsum, übermäßigem Alkoholkonsum, eine ausgewogene Ernährung und ein Vermeiden von Übergewicht ratsam.
Gibt es in Ihrer Familie einen Fall von Darmkrebs, kommen Darmerkrankungen vor, leiden Sie häufig an Bauchschmerzen oder zuletzt neu aufgetretenen Stuhlunregelmäßigkeiten bzw. haben Sie Blut am Stuhl entdeckt, sollten Sie sich an einen Spezialisten wenden, um eine Koloskopie durchführen zu lassen. Gerne führen wir diese Untersuchung nach entsprechender vorheriger Terminvereinbarung an unserer Endoskopie so rasch wie möglich durch.
Nähere Informationen finden sie hier. (Link zur Endoskopie)