Universitätsklinik für Chirurgie
Landeskrankenhaus
Müllner Hauptstraße 48
A-5020 Salzburg
Prim. Univ.-Prof. Dr. Klaus Emmanuel, FACS
Email: k.emmanuel@salk.at
Durch einen Defekt der Bauchdecke (Bruchpforte) verlagert sich Inhalt des Bauchraumes nach außen (bei äußeren Brüchen: z.B. Leiste, Narbe) oder nach innen (bei inneren Brüchen: z.B. Zwerchfell) in den „Bruchsack“. Dadurch kann es an der Durchtrittsstelle (Bruchlücke) zu Durchblutungsstörungen kommen („eingeklemmter Bruch“), dieser seltene Notfall muss sofort chirurgisch versorgt werden. Brüche entwickeln sich meist langsam und machen nicht selten keine oder nur geringe Schmerzen. Die einzige Therapiemöglichkeit eines Bruches ist die Operation, es gibt keine sinnvolle konservative Therapie (wie z.B. „Bruchbänder“).
Allgemeine Informationen
In Österreich werden ca. 25.000 Eingriffe pro Jahr durchgeführt. Ungefähr ein Viertel aller Männer aber nur drei Prozent der Frauen entwickeln im Laufe ihres Lebens einen Leistenbruch.
Vor allem bei körperlicher Belastung macht ein Leistenbruch meist ziehend Beschwerden in der Leistenregion, selten starke Schmerzen. Kann ein Leistenbruch „weggedrückt“ werden droht in der Regel keine Gefahr, ist das aber nicht möglich und bestehen plötzlich Schmerzen kann eine Einklemmung vorliegen, es muss umgehend ein Chirurg kontaktiert werden. Bei jüngeren und beschwerdearmen Patienten kann – unter regelmäßiger Kontrolle des Befundes durch einen Chirurgen – mit einer Operation auch etwas zugewartet werden („watchful waiting“).
Leistenbrüche können durch die klinische Untersuchung festgestellt werden, im Ausnahmefall kann eine Ultraschall- oder MRT-Untersuchung notwendig sein.
Therapie
Die moderne Leistenbruchchirurgie wird durch die Verwendung von Netzimplantaten (grobmaschige und leichtgewichtige aber extrem stabile Kunststoffnetze) geprägt. An der Universitätsklinik für Chirurgie Salzburg und am Krankenhaus Hallein werden alle gängigen Verfahrenstechniken – je nach Anforderungsprofil des Patienten – angeboten: offene Verfahren (z.B. Lichtenstein-Technik) oder minimal-invasive Techniken (TAPP, TEP). Auf die Einhaltung von Leitlinien und Empfehlungen internationaler Fachgesellschaften (European Hernia Society, International Endohernia Society, HerniaSurge) wird größter Wert gelegt.
Worauf muss man nach der Operation achten?
Grundsätzlich besteht nur kurzzeitiger Schonungsbedarf, mit dem Belastungsaufbau kann wenige Tage nach der Operation begonnen werden. Schmerzmittel sollen nur so lange wie notwendig eingenommen werden. Bei minimal-invasiven Verfahren kann etwas früher (meist nach 2 Wochen) voll belastet werden. Vor der Entlassung aus der stationären oder tagesklinischen Betreuung werden unsere Patienten diesbezüglich genau informiert.
Allgemeine Informationen
Viele Menschen haben bei genauester Untersuchung eine kleine Lücke der Bauchdecke im Nabelbereich, manchmal wird diese Lücke (z.B. im Zuge einer Schwangerschaft oder bei Gewichtszunahme) größer, treten Beschwerden auf ist eine Operation notwendig
Therapie
In vielen Fällen kann ein Nabelbruch tagesklinisch versorgt werden. Ab einer Größe (d.h. Durchmesser der Bruchlücke) von 2 cm implantieren wir ein Kunststoffnetz, bei kleinen Brüchen genügt der Verschluss mit einer Naht. Eine besonderes Problem sind Kombinationen eines Nabelbruches mit einer Vorwölbung der mittleren Bauchwand (sog. Rektusdiastase), hier sind manchmal auch größere Eingriffe notwendig. Seit kurzer Zeit kann an der Universitätsklinik Salzburg in derartigen Fällen ein neues minimal-invasives Verfahren angeboten werden: MILOS-Technik
Allgemeine Informationen
Bis zu 23% aller im Bauchraum operierten Patienten entwickeln im Laufe des weiteren Lebens im Bereich der Operationsnarbe eine Hernie, ca. 50% davon bereits innerhalb der ersten 6 Monate post-OP. Ein Narbenbruch beeinträchtigt Patienten nicht nur kosmetisch sondern kann eine Vielfalt von Beschwerden verursachen, bis hin zu Fehlhaltungen/Wirbelsäulenbeschwerden, Einklemmungen des Bruchinhaltes sind möglich.
Vor einer Operation muss eine exakte Abklärung des Befundes und des Risikoprofils des Patienten erhoben werden: in vielen Fällen sollte eine dynamische CT-Abklärung, eine Abklärung des Lungenfunktion, verschiedene Laboruntersuchungen oder eine endoskopische Abklärung (Koloskopie, Gastroskopie) oder internische Abklärung durchgeführt werden. Das individuelle Risikoprofil eines Patienten muss abgeklärt, besprochen und vor der Operation reduziert werden: Rauchen soll beendet werden, ein erhöhter Blutzuckerwert medikamentös eingestellt und Körpergewicht falls möglich reduziert werden.
Therapie
Bei sehr großen Narbenbrüchen hat sich eine „Vorbehandlung“ in Form der Infiltration von Botox (einem aus der ästhetischen Chirurgie bekannten Nervengift, das Muskulatur erschlaffen lässt) im Bereich der seitlichen schrägen Bauchwandmuskulatur als vorteilhaft erwiesen.
Grundsätzlich gelten die Versorgungsprinzipien Hernienchirurgie: ein Direktverschluss der Bruchpforte mit einer Naht erzeugt in diesem Bereich Spannung, ein spannungsarmer Verschluss erfordert die Implantation eines Kunststoffnetzes. Bei Rezidivraten von 24-63% im Falle eines Direktverschlusses einer Narbenhernie sollte jedoch meist ein Verfahren mit Implantation eines Kunststoffnetzes bevorzugt werden.
Die chirurgische Versorgung großer Narbenbrüche erfordert häufig weitergehende Maßnahmen in Form von Entlastungseinschnitten der bindegewebigen Bauchdeckenschichten (sog. Komponentenseparationen). Derartige Maßnahmen sind heute häufig auch minimal invasiv („endoskopisch“) möglich.
Die physiologisch optimalste Reparatur einer Narbenhernie in Form einer Rekonstruktion der Bauchdecke (Mittellinie) und besonders große Narbenbrüche bedürfen einer offenen OP-Technik.
Häufig bereits wenige Stunden nach der Operation, meist am 1 post-OP Tag, beginnt bereits die Mobilisierung:
Worauf muss man nach der Operation achten?
Mit der Entlassung ist zwischen dem 5. bis 10. postoperativen Tag zur rechnen. Nach einer Kontrolle in unserer Ambulanz oder beim Hausarzt ca. 10-14 Tage nach der Operation ist üblicherweise bei Beschwerdefreiheit wiederum normale Belastbarkeit möglich. Der postoperative Ablauf – obwohl in vielen Bereichen standardisiert – und der schrittweise durchzuführende Belastungsaufbau werden jeweils individuell mit dem Patienten besprochen.
Die Universitätsklinik für Chirurgie Salzburg beteiligt sich von Beginn an aktiv an der Qualitätssicherungsstudie Herniamed®. Der Leiter der AG Hernienchirurgie (OA Priv.Doz. Dr. Franz Mayer) ist als ständiges Mitglied des wissenschaftlichen Beirates der Qualitätssicherungsstudie in die Kernprozesse dieser in mittlerweile 12 Staaten (Europa, USA, Südafrika) präsenten Registerstudie aktiv eingebunden, zahlreiche Artikel in renommierten chirurgischen Fachzeitschriften wurden mit wesentlichen Beiträgen aus Salzburg in den letzten Jahren veröffentlicht.
Als einer der ersten Kliniken in Österreich wurde der Universitätsklinik für Chirurgie Salzburg von der Deutschen Herniengesellschaft (DHG) das Qualitätssiegel verliehen