Die Urologie ist ein breites und vielschichtiges Feld. Sie beschäftigt sich mit den harnbildenden und harnableitenden Organen, also mit Niere, Harnblase, Harnleiter und Harnröhre bei beiden Geschlechtern. Dem 37-jährigen Oberarzt Martin Drerup ist die Beschäftigung mit dieser Wissenschaft praktisch in die Wiege gelegt. Denn bereits sein Großvater war angesehener Urologe in Offenburg. „Urologie ist beileibe kein reines Männerfach, 40 Prozent der Patienten sind weiblich“, rückt der gebürtige Münsteraner ein weit verbreitetes Missverständnis zurecht. Er führt an der Uniklinik für Urologie und Andrologie sowohl große onkologische Operationen als auch rekonstruktive Prostata- und Steineingriffe durch.

Steine – eine Wohlstandserkrankung
 

Der stark gestiegene Lebensstandard gerade in hochindustrialisierten Regionen hält für viele Menschen auch unangenehme gesundheitliche Abfallprodukte parat. Neben genetischen Faktoren verursachen vor allem Bewegungsmangel und Ernährungsfehler (zu viel Fleisch und Süßigkeiten, zu wenig Flüssigkeit) in fortschreitendem Maße Zivilisationsschäden wie Steinerkrankungen.

Stark im Vormarsch sind Blasen- und Nierensteine. „Speziell letztere verursachen fürchterlich schmerzhafte Koliken, weil der Urin nicht mehr aus der Niere abfließen kann. Aber im Gegensatz zu früher, als dieses Leiden über eine Blutvergiftung vielfach auch tödlich endete, können wir mittlerweile den Urinstau vermittels einer Harnleiterschiene sehr einfach beseitigen, so dass der Patient kaum eine Einbuße an Lebensqualität zu beklagen hat“, weiß Drerup. Mit dem rasch bewerkstelligten Abfluss verschwinden sogleich auch die Schmerzen, und das Leben des Patienten geht ganz normal weiter.

Therapien bei der Steinbehandlung
 

Im Regelfall muss der Patient zweimal kommen. Die raschen Eingriffe, bei denen er Kurznarkosen erhält, sind binnen 15 bis 20 Minuten erledigt. Im Uniklinikum Campus LKH werden täglich etwa sechs solcher Routine-OPs durchgeführt. Die Behandlung richtet sich nach Härte, Größe und Position des Steines.

  • Befindet sich ein kleiner Stein im Harnleiter, führt der Arzt die Kamera durch die Blase in den Harnleiter und kann sich so den Stein holen.
  • Ein kleinerer Stein in der Niere kann von außen mittels der Stoßwellentherapie (ESWL) zertrümmert werden.
  • Komplizierter wird es bei einem großen, harten Stein in der Niere. Hier muss der Mediziner von außen durch die Haut in die Niere gelangen, um mit Laser oder Lithoklasten an die Steine zu gelangen. Dieser komplexe Eingriff bedarf laut dem Experten einer exakten Planung, um auch gute Ergebnisse erzielen zu können. Bis zu 60 solcher Operationen werden pro Jahr am Uniklinikum Salzburg LKH durchgeführt.

Ab 50 steht die Prostata im Fokus
 

Noch häufiger als Steinerkrankungen sind Prostatavergrößerungen. Sie sind in der Regel altersbedingt und betreffen früher oder später jeden Mann. Von der Jugend bis in die Spätreife vergrößert sich das Volumen der kastaniengroßen Drüse manchmal auf mehr als das Zehnfache. Je nach Umfang und Art der Vergrößerung erfolgt die Therapie. Die Palette reicht von einer medikamentösen Behandlung bis zu verschiedenen endourologischen Eingriffstechniken.  

Da das Prostatakarzinom der am häufigsten auftretende Männerkrebs ist, gehört ab dem 50. Lebensjahr zur Früherkennung eine alljährliche Vorsorgeuntersuchung zum Pflichtprogramm für jeden Mann.

Abschließender Hinweis von Dr. Drerup: „Das häufig als Hausmittel gegen Prostata-Vergrößerung propagierte Kernöl, mit dem mich meine aus der Steiermark stammende Gattin gerne zu versorgen versucht, ist zwar wohlschmeckend, aber als Prävention letztlich wirkungslos. Sehr wohl hingegen lassen sich Steine ganz simpel reduzieren: durch den Konsum von mindestens zwei Liter Wasser – gleichmäßig über den Tag verteilt.“

Weitere Facts

  • Martin Drerup hat von 2004 bis 2010 in Innsbruck Medizin studiert. „Mit meinen damals 19 Jahren wollte ich etwas Neues sehen und habe mich für die Berge entschieden“, sagt er heute.
  • Zweimal hielt er sich während seines Studiums im Ausland auf – für sechs Monate im französischen Bordeaux und für zwei Monate in Australien.
  • Anfang 2011 begann er in München seine Facharztausbildung zum Urologen an einer ausgewiesenen Endourologieklinik – dort wurde die Stoßwellentherapie von Steinen erfunden.
  • Seit 2014 ist Drerup an der Salzburger Uniklinik tätig und führt nebenher eine Wahlarztordination.
  • Mit seinem Chef Professor Lukas Lusuardi bereitete er ein Jahr lang einen großen Kongress vor. Teilnehmer aus zwölf Nationen reisten im September 2019 nach Salzburg, um sich über die Verfahren zur Behandlung der gutartigen Vergrößerung der Prostata auszutauschen. Auch eine Live-Operation wurde durchgeführt.
  • Drerup ist seit zwei Jahren Vorsitzender im Österreichischen Arbeitskreis für Endourologie und Steinerkrankungen.
  • Er hat mit seiner Ehefrau eine sieben Wochen alte Tochter.
  • Der Wahlsalzburger ist gerne in den Bergen unterwegs, schmökert häufig in Fachliteratur und liest viele Romane.
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