„Chirurgie findet in erster Linie im Kopf statt. Das Schneiden ist nicht das Entscheidende. Sondern man muss das Wissen und einen Plan haben, wo man schneiden kann und muss“, sagt Professor Burkhard von Rahden. Der 49-jährige gebürtige Westfale ist Experte für funktionelle Chirurgie des oberen Gastrointestinaltrakts (Speiseröhre und Magen) und seit zwei Jahren Leitender Oberarzt an der Salzburger Uniklinik für Chirurgie. Zudem leitet er das Salzburger Zentrum für Achalasie (eine seltene, neurodegenerative Erkrankung der Speiseröhre und des unteren Schließmuskels der Speiseröhre) und andere Ösophagusmotilitäts-Störungen (abnorme Speiseröhren-Motorik).
Nach dem Medizinstudium in Marburg an der Lahn führte ihn sein Berufsweg zuerst zur Facharzt-Ausbildung an das Klinikum rechts der Isar in München und dann an die Salzburger Landeskliniken. 2007 habilitierte er sich an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) mit einer Arbeit über den Zusammenhang von Entzündungen in der Speiseröhre und Krebserkrankungen. Danach war er zuerst Fach- und später Oberarzt am Universitätsklinikum Würzburg, bevor ihn der Vorstand der Salzburger Uniklinik für Chirurgie, Prof. Klaus Emmanuel, wieder zurück in die Mozartstadt holte.
Neben der klinischen Arbeit als Chirurg hat sich Professor von Rahden der Lehre verschrieben. „Das begann eigentlich schon in meiner Schulzeit in Westfalen“, erinnert er sich zurück. Damals war er Hornist im Orchester seiner Schule. „Das war ein selbst organisiertes Projekt – Schüler haben Schüler unterrichtet. Zuerst habe ich Unterricht von den Älteren erhalten, dann selbst unterrichtet.“
In seiner Würzburger Zeit unterrichtete er an der Universität angehende Medizinerinnen und Mediziner. Seit seiner Rückkehr nach Salzburg hält Professor von Rahden auch an der PMU Vorlesungen für angehende Humanmediziner und im Zuge des Universitätslehrgangs „Pflege im Operationsbereich“. Die Corona-Pandemie mit Serien-Lockdowns und Online-Unterricht brachten ihn auf die Idee, einen YouTube-Kanal für angehende Ärztinnen und Ärzte zu starten, den er auch weiter betreiben und ausbauen will.
„Wir Lehrende hatten Angst, dass wir die Inhalte nicht mehr durchbringen. Also habe ich mich hingesetzt und gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen begonnen, zur Vorbereitung auf die Hauptvorlesung Chirurgie Videos zu produzieren. Um kein Copyright zu verletzen, habe ich selbst viele Zeichnungen mit Bleistift und Aquarellfarben angefertigt.“ Ergänzt werden diese Zeichnungen durch Powerpoint-Animationen, eigene OP-Fotos und Videos aus der Klinik.
„Ich halte mich beim Inhalt eng an die Leitlinien. Die Videos sind Evidenz-basiert, haben aber auch starken Praxisbezug.“ Der Erfolg gibt ihm Recht: Mittlerweile umfasst die Serie „Chirurgie APPetizer“ 38 Videos, die zwischen 9 und 53 Minuten lang sind. Die APPetizer wurden insgesamt 50.000 Mal aufgerufen, mehr als 1700 Studierende, aber auch einige Medizinerinnen und Mediziner in der Facharzt-Ausbildung haben den Kanal abonniert. „Die Videos sind aber für alle frei zugänglich“, betont Professor von Rahden.
Der gebürtige Westfale ist Chirurg und Lehrender aus Leidenschaft. Seine ersten beruflichen Erfahrungen sammelte er aber als Lokalreporter bei den Westfälischen Nachrichten. „Ich war am Ende meiner Schulzeit und auch kurz danach ‚rasender Reporter‘: Polizeieinsätze, Feuerwehreinsätze, runde Geburtstage, Jubiläen … ich habe alles gemacht, was man als Lokalreporter so tut“, erinnert er sich mit einem breiten Grinsen zurück.
Rasch sei ihm aber klargeworden, dass er bei Rettungseinsätzen lieber auf der anderen Seite stehen möchte, nämlich auf jener der Helfer. Also war klar, dass die Medizin und nicht der Journalismus seine Zukunft bestimmen sollte. „Die Zeit hat mir aber sehr geholfen, weil ich gelernt habe zu schreiben.“
Burkhard von Rahden lebt mit seiner Gattin Elfi und den gemeinsamen Söhnen Julius (12) und Maximilian (9) in Bergheim bei Salzburg. Ob zu Fuß oder mit dem Mountainbike: Alle Mitglieder der Familie sind begeisterte Bergsportler. „Wir haben auch auf dem Untersberg geheiratet.“ Ausgleich findet der chirurgische YouTuber zudem auf seinem Rennrad oder beim Fischen mit seinem Söhnen.
Und als er 2018 nach Salzburg zurückkam, sprach es sich in Bergheim rasch herum, dass ein gelernter Hornist zugezogen war. Also bläst er heute das Waldhorn in der Musikkapelle Bergheim.