Chronische Herzinsuffizienz ist in Europa eine echte Volkskrankheit, an der zumindest 3 Prozent der Bevölkerung leiden – bei den Über-80-Jährigen sind es sogar 10 Prozent. In Österreich leben knapp 300.000 Personen, deren Herzen nicht mehr in der Lage sind, die benötigte Menge Blut durch den Körper zu pumpen.

Die Folgen sind Kurzatmigkeit, Leistungseinbrüche, Wasser in den Beinen mit gehäuft notwendigen Krankenhausaufenthalten und oft auch der Tod. „Bei nicht therapierter Herzinsuffizienz ist die Prognose schlechter als bei den meisten Krebs-Erkrankungen. Dabei haben sowohl die Diagnostik als auch die medikamentöse Therapie in den vergangenen Jahren rasante Fortschritte gemacht“, weiß Dr. Christina Granitz.

Die erfahrene Oberärztin leitet an der Uniklinik für Innere Medizin II (Kardiologie) die Herzinsuffizienz-Ambulanz und arbeitet mit Hochdruck an der Weiterentwicklung des Fachs, von der letztlich Hunderttausende Patientinnen und Patienten profitieren.

Diese Arbeit wurde nun von der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG) gewürdigt: Dr. Granitz wurde als eine der ersten Kardiologinnen in Österreich zur Herzinsuffizienz-Spezialistin zertifiziert. Damit waren die Voraussetzung für einen nächsten Schritt geschaffen: Kürzlich wurde die Uniklinik für Innere Medizin II am Uniklinikum Salzburg als einer von wenigen Standorten in Österreich von der Österreichischen Ärztekammer zur Herzinsuffizienz-Schwerpunktklinik zertifiziert.

Mit der Zertifizierung ist unter anderem die Ausbildung von weiteren Fachleuten möglich, die am Uniklinikum Salzburg Dr. Granitz leitet: In 2 Jahren können sich ab sofort Fachärztinnen und Fachärzte für Kardiologie zu Herzinsuffizienz-Spezialistinnen und -Spezialisten ausbilden lassen (siehe weitere Facts). Dr. Granitz: „Das stärkt sowohl das Profil des Standorts als auch der Teilnehmenden an der Ausbildung – am Ende profitieren davon die Patientinnen und Patienten durch eine höhere Expertise und eine noch bessere Behandlung.“

Mit Dr. Amelie Graf und Dr. Peter Jirak beginnen nun zwei Ärztinnen und Ärzte der Uniklinik für Innere Medizin II die Ausbildung. Das Ziel ist es natürlich, weiteres Personal der Klinik dafür zu begeistern und auch neue Medizinerinnen und Mediziner nach Salzburg zu locken und langfristig die optimale Versorgung der Patientinnen und Patienten zu gewährleisten.

Der Wunsch, Ärztin zu werden, kam bei der aus Salzburg stammenden Medizinerin schon sehr früh: „Ich habe eine sehr liebe Tante in Graz, die Internistin war. Außerdem war ich schon immer sehr naturwissenschaftlich interessiert.“ Das Studium absolvierte sie in Graz, wo sie ihren späteren Gatten, den Radiologen Dr. Marcel Granitz, kennenlernte.

In Graz arbeitete sie zuerst in der Rheumatologie, entdeckte dann aber die Begeisterung für die Kardiologie. 2010 kam sie ans Uniklinikum Salzburg, wo damals bereits ihr Mann arbeitete und schloss hier die internistische Facharzt-Ausbildung sowie die Ausbildung zur internistischen Intensivmedizinerin und Kardiologin ab. Dabei hatte sie stets die Herzinsuffizienz im Fokus und absolvierte auch die europäische Herzinsuffizienzprüfung. Sie ist seit 2017 als Oberärztin tätig und leitet die Herzinsuffizienz-Ambulanz.

Ihr zweiter klinischer Schwerpunkt ist die Echokardiografie: Nach der österreichischen hat sie auch die europäische Echokardiografie-Prüfung absolviert und wurde am Referenzinstitut von Prof. Luigi Badano an der Universität Padua in 3D-Echokardiografie ausgebildet. „Was mich an meinem Fachgebiet begeistert, ist unter anderem die Tatsache, dass sich viele Nahtstellen zu anderen Teilbereichen der Kardiologie ergeben, wie der interventionellen Therapie, dem Device-Bereich oder der Intensivmedizin. Aber auch die Bildgebung wird immer wichtiger. Wir begleiten die chronisch erkrankten Patientinnen und Patienten zum Teil über Jahre und bauen vertrauensvolle Arzt-Patienten-Beziehungen auf“, berichtet die Kardiologin.

Die Betreuung endet nicht am Krankenhaus-Tor: Dr. Granitz arbeitet eng mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des ambulanten Disease-Management Programms KardioMobil zusammen, die Erkrankte zu Hause schulen, beraten und betreuen. Margarethe Fritsch, Diplompflegerin an der Uniklinik für Innere Medizin II, war die erste „KardioMobil-Schwester“ in Österreich. „Sie hat mit viel persönlichem Einsatz Pionierarbeit auf dem Gebiet der ambulanten Versorgung von Herzinsuffizienz-Patientinnen und -Patientinnen geleistet. Wir werden Sie vermissen, wenn sie 2023 ihren wohlverdienten Ruhestand antritt“, erzählt Dr. Granitz.

Wenn die Fachfrau für schwache Herzen über ihren Beruf und ihr Fach spricht, merkt man sofort die Begeisterung. „In der Arbeitsgruppe für Herzinsuffizienz der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft, der ich angehöre, existiert momentan ein großer ‚Drive‘ – viele jüngere Kollegen und Kolleginnen interessieren sich für diese Subdisziplin. Wir sind über die Standorte hinaus eng vernetzt, wollen das Fach weiterbringen und die medizinischen Fortschritte zu den Menschen bringen. Daraus ziehe ich viel Zufriedenheit.“

Wichtig ist bei alledem auch die Unterstützung durch ältere, erfahrene Kolleginnen und Kollegen. Beim Innsbrucker Spezialisten für Herzinsuffizienz und Herztransplantationen Prof. Gerhard Pölzl konnte Dr. Granitz ein mehrwöchiges Praktikum absolvieren. Ihre eigene Klinik-Vorständin, Prof. Uta Hoppe, unterstützt die Weiterentwicklung in Salzburg mit Rat und Tat: „Sie hat es mir ermöglicht, innerhalb der Kardiologie meine Nische zu finden und mich zu entfalten.“ Mit einem Wort: „Ich hatte hervorragende Lehrerinnen und Lehrer und möchte dieses Wissen nun auch bei der Ausbildung zu Herzinsuffizienz-Spezialistinnen und -Spezialisten weitergeben.“

Was kommt als nächstes? Die Kardiologin organisiert im Auftrag der Arbeitsgruppe Herzinsuffizienz den Herzinsuffizienz Awarenesstag 2022. „In diesem Rahmen ist es unser erklärtes Ziel, allen Herzschwäche-Patientinnen und -Patienten einen Rahmen zum gemeinsamen Austausch zu ermöglichen. Zum anderen stellt die Schärfung des Krankheitsbewusstseins für Herzschwäche in der Bevölkerung eine vordergründige Aufgabe unserer Veranstaltung dar. Entsprechend wollen wir durch unsere Veranstaltung der Herzinsuffizienz und ihrer Therapie eine nationale Plattform bieten. Als prominente Unterstützer unserer Veranstaltung konnten wir heuer auch Olympiamedaillengewinnerin Teresa Stadlober sowie Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Christian Stöckl gewinnen.“

Dr. Granitz lebt mit ihrem Mann in Seekirchen. Wenn es COVID erlaubt, reist das Paar gerne: „Unser nächstes Wunschziel ist Japan, aber da müssen wir wohl noch ein wenig warten“, schmunzelt sie.

Aber auch Salzburg hat Einiges zu bieten: Dr. Granitz ist viel in der Natur unterwegs, liebt Literatur, Kunst und ist auch den Festspielen verbunden. Und weil sie sich schon immer gerne weiterentwickelt hat, absolviert sie seit 2020 an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität den interdisziplinären Master-Studiengang Health Sciences & Leadership

Weitere Facts:

  • Die Kardiologie ist die Lehre vom Herzen und Teil der Inneren Medizin. Am Uniklinikum Salzburg ist sie an der Uniklinik für Innere Medizin II verortet, die von Prof. Uta Hoppe geleitet wird.
  • Die Uniklinik für Innere Medizin II ist nun eine zertifizierte Herzinsuffizienz-Schwerpunktklinik.
  • In einem strukturierten, zweijährigen Curriculum können sich Fachärztinnen und Fachärzte für Kardiologie berufsbegleitend zu zertifzierten Herzinsuffizienz-Spezialistinnen und -Spezialisten ausbilden lassen.
  • Dr. Granitz leitet das Programm als Ausbildungsbefähigte.
    • Im 1. Jahr werden die „Basics“ gelehrt.
    • Im 2. Jahr können die Teilnehmenden in Salzburg 2 aus 4 Modulen wählen: 1. Device-Therapie bei Herzinsuffizienz, 2. interventionelle Herzinsuffizienztherapie, 3. ambulante Versorgung oder Rehabilitation sowie 4. spezifische Diagnostik bei Herzinsuffizienz.
  • In der Herzinsuffizienz-Ambulanz der Uniklinik für Innere Medizin II werden jährlich rund 1400 Patientinnen und Patienten behandelt.
  • Die Arbeitsgruppe Herzinsuffizienz der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft hat sich zum Ziel gesetzt das Krankheitsbild „Herzinsuffizienz“ durch Aufklärung, Forschung, Fort- und Weiterbildung sowie durch nationale und internationale Kooperationen einer breiten Öffentlichkeit vertraut zu machen.
  • KardioMobil ist ein ambulantes Disease Management Programm des Landes Salzburg und der Sozialversicherungen zur Beratung, Schulung und Information von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz.
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Letzte Änderung: 25.03.2021
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