Mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine rückten die Themen Energie und Energieversorgung in den Mittelpunkt des allgemeinen politischen und gesellschaftlichen Interesses. In den Salzburger Landeskliniken gab es schon lange vor Putins Angriff auf sein Nachbarland eine Abteilung für Energiemanagement und Nachhaltigkeit, die seit einem Jahr von Dr. Ernst Höftberger geleitet wird.
Der 49-Jährige stammt aus dem Bezirk Vöcklabruck und absolvierte an der Technischen Universität Wien ein Studium der technischen Chemie, das er 2005 mit einem Doktortitel abschloss. „Ich habe mich bereits im Studium und auch im meinem Berufs- und Privatleben immer mit den Themen Energie und Energie-Effizienz beschäftigt“, erzählt er.
So erforschte er für seine Dissertation an einer Versuchsanlage die Weiterentwicklung der Biomasse-Wirbelschichtvergasungstechnologie, wie sie bereits in Güssing (Burgenland) zur Kraft-Wärme-Kopplung eingesetzt wurde. Erste berufliche Erfahrung sammelte er beim deutschen Konzern SGL Carbon, der in Steeg am Hallstättersee (OÖ) Graphitelektroden für Elektrolichtbogenöfen erzeugte, in denen Stahl recycelt wird. „Unser Werk hat annähernd 1 Prozent des gesamten Stroms in Oberösterreich verbraucht – da war Energie-Effizienz natürlich ein großes Thema.“
Elf Jahre lang war er danach in Wieselburg (NÖ) für die Bioenergy and Sustainable Technologies GmbH tätig – ein öffentlich finanziertes Kompetenzzentrum, dessen Aufgabe es ist, die Lücke zwischen akademischer Forschung und angewandten Entwicklungen der Industrie zu schließen. Schwerpunkt von Dr. Höftbergers Tätigkeit war die Forschung im Bereich Biomasseverbrennung, Kraft-Wärme-Kopplung und Systemintegration.
Im Sommer des Vorjahres wechselte er schließlich zu den Salzburger Landeskliniken, nachdem sich sein Vorgänger beruflich verändert hatte: „Mich hat vor allem die Verbindung der verschiedenen Themen wie Wärme, Strom und Mobilität interessiert sowie die Chance, Projekte direkt umsetzen zu können.“
Als erstes großes Projekt konnte Dr. Höftberger am Campus LKH eine Wärmerückgewinnungs-Anlage im Keller des Hauses A (Chirurgie West) finalisieren, die im vergangenen Februar in Betrieb ging. Diese hat eine Leistung von 0,5 Megawatt (MW) und erzeugt damit die Hälfte der gesamten Wärme, die im größten Gebäude der Salzburger Landesklinken benötigt wird.
Das erste Großprojekt, das Dr. Höftberger als Energiemanager der Salzburger Landeskliniken selbst angestoßen hat, ist derzeit in Vorbereitung: Das Parkhaus am Campus LKH soll überdacht werden und eine Photovoltaik-Anlage erhalten: „Wir könnten so mit einem Schlag unsere Eigenstrom-Erzeugung verdoppeln. Außerdem wird das oberster Parkdeck derzeit kaum genutzt, weil es im Sommer zu heiß und im Winter zu kalt ist.“ Das Projekt wird aktuell geplant. Von den für Krankenanstalten und Energie zuständigen Landeshauptmann-Stellvertretern Dr. Christian Stöckl und Dr. Heinrich Schellhorn gibt es bereits Signale der Zustimmung.
Zudem ist Dr. Höftberger in die (Energie-)Planung der nächsten Bauvorhaben eingebunden. So wird das neue Haus L der Uniklinik für Innere Medizin III (Onkologie), das Ende 2026 fertig sein soll, mit einer Geothermie-Anlage für Kühlung und Heizung sowie ebenfalls mit Photovoltaik ausgestattet.
Abseits der Großprojekte sucht der Energiemanager laufend nach Möglichkeiten, in kleinen und kleinsten Bereichen Energieverbrauch zu optimieren und Energie entweder neu zu gewinnen oder die Energieversorgung zu optimieren.
Außerdem ist das Energiemanagement dafür zuständig, dass die Salzburger Landeskliniken ihre Strom- und Fernwärmerechnungen rechtzeitig begleichen: „Die Beträge, die ich hier freigeben muss, entsprechen dem Jahresumsatz meines ehemaligen Arbeitgebers“, beschreibt Dr. Höftberger die Größenordnung.
Übrigens: Den Ausstieg aus Heizöl und Erdgas haben die Salzburger Landeskliniken schon vor Jahren vollzogen. Einzig für die Notstrom-Aggregate, die in unseren Krankenhäusern vorgeschrieben sind, müssen wir noch geringere Mengen Diesel einlagern.
5 Standorte in Stadt und Land Salzburg mit 147 Gebäuden (siehe weitere Facts): Auch nach einem Jahr gibt es für den Energiemanager noch immer viel Neues zu entdecken. Sein Fazit aus fachlicher Sicht: „In einigen Bereichen wie Geothermie und Wärmerückgewinnung sind wir Vorreiter. Auch mit unserem Mobilitätskonzept sind wir ganz vorne dabei. Dafür wurden wir nicht zufällig ausgezeichnet (siehe weitere Facts).“
Nachholbedarf ortet er hingegen bei der Photovoltaik – daher auch das Projekt der Parkhaus-Überdachung. Und natürlich gebe es bei fast 7000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch viel persönliches Potenzial. Wir werden gemeinsam mit ihm in den kommenden Wochen mit einer Serie aufzeigen, welche Möglichkeiten hier das Unternehmen, aber auch jede einzelne Mitarbeiterin und jeder einzelne Mitarbeiter haben.
Dr. Höftberger lebt mit seiner Ehefrau und den beiden gemeinsamen Kindern (9 und 14 Jahre) in Zell am Pettenfirst, wo der Energiemanager auch lokalpolitisch tätig ist, „weil ich etwas bewegen will“. Wenig überraschend bewohnt die Familie ein Niedrigstenergiehaus, das mit Pelletskessel und PV-Anlage ausgestattet und „einigermaßen energieoptimiert ist“, wie er mit einem Augenzwinkern verrät.
Für ein optimales Mikroklima sorgen viele Bäume im Garten. „Allerdings ist mein Hobby energieintensiv“, räumt er mit einem Lächeln ein: Der begeisterte Aquarist hat mehrere Aquarien mit insgesamt 2000 Liter Wasser, in denen er Tropenfische hält.