„Meine Vision ist es, den jugendlichen Patientinnen und Patienten unserer Kinder- und Jugendpsychiatrie Salzburg bewusst zu machen, dass sie wertvolle, coole junge Menschen sind, die den Mut haben sich einer Krise zu stellen; und dass sie eigene Ressourcen und Entwicklungsmöglichkeiten entdecken können“, sagt Katharina Kerkmann, engagierte klinische Pädagogin im multiprofessionellen Team der Uniklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie unter der Leitung von Professorin Belinda Plattner. Spenden von Firmen und Vereinen ermöglichen die Organisation von außertourlichen Projekten wie Ausstellungen, Musik- und Tanzworkshops oder tiergestützte Therapie. „Die Kinder und Jugendlichen sollen auch einmal aus dem therapeutischen Alltag herausgenommen werden und ganz andere Dinge entdecken“, so Katharina Kerkmann.

Neben Ärztinnen und Ärzten, dem Pflegeteam, Psychologen, Psychotherapeuten, einer Musiktherapeutin, Physio- und Ergotherapeuten sowie Sozialarbeitern sind insgesamt 17 klinische Pädagoginnen an der Uniklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie tätig. In den fünf Bereichen, dem Akutbereich, der Therapiestation, der Kinderstation für die bis 14-Jährigen, der Ambulanz und der Tagesklinik sind die Pädagoginnen von 7.30 Uhr bis 22.00 Uhr im Schicht- und Wechseldienst tätig und helfen, den Alltag der Patientinnen und Patienten zu strukturieren und sie im therapeutischen Ablauf zu unterstützen. Mit der Morgenbesprechung im multiprofessionellen Team beginnt in jedem Bereich der Tag, Neuaufnahmen werden erörtert und Übergaben gemacht.

Das Team der klinischen Pädagoginnen und Pädagogen gewährleistet die konstante Alltagsversorgung der Patientinnen und Patienten von Montag bis Freitag (tagsüber sowie im Abenddienst) und am Sonntagabend im Kinderbereich. Im Rahmen dieser Versorgung stellt das Schaffen des sogenannten „pädagogisch-therapeutischen Milieus“ eine wesentliche Aufgabe der Pädagoginnen dar. Es zeichnet sich durch eine zugewandte, beruhigende, schutzgebende Atmosphäre und das kontinuierliche, individuelle Beziehungsangebot aus. Gleichbleibende Tagesabläufe, Rituale und Angebote in Form von Gruppen geben Halt und Orientierung. Zudem erbringen die Pädagoginnen ihren Beitrag zur Behandlung der Patienten mittels Umsetzung von erkrankungs- bzw. situationsspezifischen pädagogischen Interventionen. Diese leiten sich aus den mit Patient und Obsorgeberechtigten vereinbarten Zielen ab.

Katharina Kerkmann gehört dem Akutbereich mit sechs Betten an und schildert den Tagesablauf, welcher in allen Bereich ähnlich ist: „Aufgenommen werden hier Jugendliche ab 14 Jahren in einer akuten Krise, meist handelt es sich um eine Form der Überforderung, die altersspezifisch sein kann, oft schulisch oder familiär bedingt. Manche der Jugendlichen leben in einer Wohngemeinschaft, weil es in der Familie nicht funktioniert. Bei uns können sie erst mal ankommen und zur Ruhe kommen. Sie dürfen die Verantwortung an das Team übergeben und erfahren, dass sie nicht allein sind, vor allem die Erfahrung machen, dass es auch andere Jugendliche mit individuellen Herausforderungen gibt und sich in Peergruppen zusammenfinden. Eine Krise ist immer auch die des umgebenden Systems, sei es der Familie oder sonstiger Bezugssysteme. Dieses wird jeweils in die Behandlung miteinbezogen. Es wird eruiert, wo der Jugendliche der Unterstützung bedarf, was seine Ressourcen sind und was er selbständig tun kann. Um im quasi geschützten Raum Erlerntes auch im Alltag erproben zu können, gehen viele am Wochenende nach Hause, in den sogenannten therapeutischen Nachtausgang.“ Die Patienten bleiben zwischen einem Tag und vier Wochen im Haus. Beim Ankommen in der Klinik und beim Nachhausegehen gibt es ein Willkommens- und ein Abschiedsritual in der Gruppe. „Die Kinder und Jugendlichen erfahren Wertschätzung dafür, dass sie sich der Therapie unterzogen und ihrer Situation gestellt haben“, so Katharina Kerkmann.

Für das heurige Kunstprojekt stellte die Galerie Haas & Gschwandtner nicht zum ersten Mal ihre Ausstellungsräumlichkeiten zur Verfügung. Die Jugendlichen der Uniklinik bespielten einen Nachmittag lang den Galerieraum unter Anleitung der Künstlerin Tina Graf mit kreativen Einfällen und konnten so neue Ressourcen und Entwicklungsmöglichkeiten entdecken. Auch Kunsttherapie-Projekte der letzten Jahre zu Themen wie Resilienz oder Identität fanden in der Galerie für zeitgenössische Kunst ihren Platz. Blind auf den Papieren an der Wand zu malen oder gemeinsam: Das Tun wurde nicht bewertet. Es ging um den kreativen Ausdruck, darum, Eigenes zu entdecken, gemeinsam etwas zu machen, den anderen besser kennenzulernen, zielgerichtet zu interagieren. „Es war schön zu sehen, wie sich aus der anfänglichen Scheu vor den leeren Galeriewänden ein eifriges Arbeiten ergab, und am Schluss waren alle stolz und fast ungläubig, dass sie in nur einem Nachmittag eine ganze Ausstellung gestaltet hatten“, erzählt Katharina Kerkmann mit leuchtenden Augen. „Der Stationsalltag ist an sich schon sehr abwechslungsreich strukturiert. Solch eine außertourliche Aktivität wie diese Ausstellung ist dann wieder ein ganz eigenes Erlebnis. Sie tauchen in eine neue, fremde Welt ein und entdecken vielleicht eigene Talente …“.

Weitere Facts

  • Abitur in Düsseldorf
  • Studium der Erziehungswissenschaften in Salzburg
  • 2012 Praktikum und Dienstantritt in den Salzburger Landeskliniken
  • Zusatzausbildungen in Sexualpädagogik und TEACCH (Treatment and Education of Autistic and related Communication handcapped Children) mit eigener Praxis „Sumsitua“
  • Stellvertretende Leitung des Pädagogikteams
  • Der Neubau der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Campus CDK wurde 2019 fertiggestellt. Jährlich werden rd. 380 Klientinnen und Klienten stationär aufgenommen, die Ambulanzen werden rd. 5 020 Mal im Jahr aufgesucht.
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Letzte Änderung: 25.03.2021
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