„Wir Ärztinnen und Ärzte werden vom Studium an dazu konditioniert, das Leben zu erhalten. Aber irgendwann gibt es einen Punkt, wo das nicht mehr das Wichtigste ist, sondern es um die Würde des Lebens geht und darum, die Autonomie aufrecht zu erhalten“, sagt Dr. Brigitte Mayr-Pirker. Die Fragen und Themen, die dann in den Mittelpunkt treten, haben die engagierte Medizinerin seit Beginn ihrer Ausbildung beschäftigt. „Würdevolles Sterben, aber auch der freie Wille und die Autonomie des Menschen: Diese Themen waren in meiner Studienordnung nicht enthalten.“

Daher hat die gebürtige Steirerin bereits neben dem Medizinstudium in Graz begonnen, zusätzlich Katholische Fachtheologie und Philosophie zu studieren. Eines ihrer Mottos lautete schon damals: „Wenn wir die Scheuklappen, die uns das Medizinstudium aufsetzt, immer tragen, können wir als Ärztinnen und Ärzte nicht gut werden.“

Heute ist die 46-Jährige an der Uniklinik für Geriatrie Leitende Oberärztin und beschäftigt sich nicht nur in ihrer direkten Arbeitsumgebung mit dem Thema Leben in Würde bis zum Schluss: In der Österreichischen Palliativgesellschaft (OPG) ist Dr. Mayr-Pirker Vorstandsmitglied und Vorsitzende der Arbeitsgruppe „Palliative Geriatrie“. Im Klinischen Ethik-Komitee des Uniklinikums Salzburg ist sie stellvertretende Sprecherin für den Campus Christian-Doppler-Klinik. Darüber hinaus ist sie auch Hauptmitglied der Ethik-Kommission der Paracelsus Medizinischen Universität (PMU).

Gerade als Vorsitzende der Arbeitsgruppe Palliative Geriatrie sucht sie ständig nach Mitstreiterinnen und Mitstreitern: „Es geht darum, ein Netzwerk aus Gleichgesinnten zu bilden. Je größer dieses Netzwerk wird, desto besser wird der Austausch. Und wir wollen auch die Interprofessionalität fördern.“

Die Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit Themen wie Übertherapie oder Autonomie am Lebensende und organisiert dazu Fortbildungen. Interessierte können sich gerne direkt bei Dr. Mayr-Pirker melden: b.mayr-pirker@salk.at.

Obwohl Palliative Care angesichts einer ständig älter werdenden Bevölkerung immer wichtiger wird, ist Palliativ-Medizin in Österreich noch immer kein eigenes Fach. Erste Ansätze gehen auf die frühen 1990er-Jahre zurück. Damals wurde in Graz die erste Palliativstation eröffnet, auf der Dr. Brigitte Mayr-Pirker als junge Medizinstudentin hospitieren konnte.

Noch während des Studiums absolvierte sie die Ausbildung zur ehrenamtlichen Hospizbegleitung. „Damals hat sich das alles auf ehrenamtlicher Basis abgespielt.“ Heute sind die Strukturen etabliert – die Salzburger Landeskliniken betreiben mehrere Palliativstationen (siehe weitere Facts).

Dr. Brigitte Mayr-Pirker stammt aus Bad Aussee. Nach dem Studium in Graz absolvierte sie die Ausbildung zur Fachärztin für Neurologie bei den Barmherzigen Brüdern in Graz, in Hamburg-Altona und am Uniklinikum Salzburg. Später arbeitete sie im Rehabzentrum in Großgmain. 2016 holte sie ihr heutiger Chef, Professor Bernhard Iglseder, an die Uniklinik für Geriatrie und damit zurück an den Uniklinikum Campus Christian-Doppler-Klinik.

Die engagierte Palliativmedizinerin besuchte an der PMU den interprofessionellen Universitätslehrgang für Palliative Care, den sie 2018 abschloss. Im Zuge dieses Weiterbildungs-Studiums entwickelte sie das Konzept „SALSA“ (Salzburger Best Supportive Care Assessment), das heute an der Uniklinik für Geriatrie gelebt wird und das sie bereits an weiteren Universitätskliniken vorgestellt hat. „Es geht darum, wie wir die Versorgung von Palliativpatientinnen und Patienten an Akutstationen mit den vorhandenen Ressourcen bestmöglich gestalten und optimieren können.“

Weitere Facts:

  • Die Österreichische Palliativgesellschaft (OPG) ist die größte nationale Fachgesellschaft, die sich mit Palliative Care beschäftigt.
  • Palliativmedizin ist in Österreich derzeit noch kein eigenes Fach.
  • Die Salzburger Landeskliniken betreiben am Uniklinikum Salzburg und an den Landeskliniken Hallein und Tamsweg insgesamt vier Palliativstationen für Erwachsene – eine fünfte für Kinder steht kurz vor der Realisierung.
  • Dr. Brigitte Mayr-Pirker absolvierte an der Paracelsus Medizinischen Universität von 2018 bis 2021 auch den Universitätslehrgang Health Sciences & Leadership.
  • Aktuell hat sie an der Privatuniversität Seeburg (Seekirchen am Wallersee) für das MBA Studium für General Management inskribiert.
  • Sie ist verheiratet und lebt mit ihrem Ehemann, der ebenfalls in der SALK arbeitet, und Sohn Oskar (8) in Koppl (Flachgau).
  • In ihrer Freizeit ist sie als ehrenamtliche Mitarbeiterin für die „Flachgauer Tafel“ tätig. Der Verein (fair-)teilt Lebensmittel, bevor diese vernichtet werden, an Armutsbetroffene aus der Region.
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