„Es war mir immer ein besonderes Anliegen, junge Kolleginnen und Kollegen zu fördern und inbesonders Ärztinnen bei ihrer Karriereentwicklung zu unterstützen. „Denn es gibt sie immer noch, diese gläserne Decke, aber seit meinem Berufseinstieg hat sich vieles zum Besseren verändert“, sagt die langjährige erste Oberärztin am Universitätsinstitut für Radiologie in Salzburg, Professorin Rosemarie Forstner. Und so wird sie auch als Mentorin außerordentlich geschätzt. „Ich selbst wurde zu Beginn meiner Karriere vom damaligen Leiter der Radiologie in Salzburg, Professor Hansjörg Schmoller, gefordert und gefördert.“
Die Spezialistin für Diagnostik in der Bildgebung der weiblichen Becken- und Geschlechtsorgane, der Uroradiologie und der onkologischen Bildgebung erhielt als junge Fachärztin mehrere Forschungsstipendien, darunter das Erwin Schrödinger-Stipendium des FWF (Österreichischer Wissenschaftsfonds) für einen insgesamt zweijährigen Aufenthalt an der University of California in San Francisco, dem damaligen Hotspot in der Radiologie. „So konnte ich hautnah den Aufstieg der Kernspintomographie miterleben und ein bis heute bestehendes internationales Netzwerk knüpfen. Zurück in Salzburg konnte ich dieses Wissen und die Kenntnisse an dem ersten Magnetresonanztomographen, der bei uns von LKH und CDK, von der Radiologie und Neuroradiologie gemeinsam, betrieben wurde, anwenden.“
Heute ist die Magnetresonanztomographie (MRT oder MRI) ein nicht mehr wegzudenkendes diagnostisches Verfahren, das ähnlich wie die Computertomographie Schichtbilder des Körperinneren mit einem starken Magnetfeld und Radiowellen erzeugt. Bei der Besichtigung dieses Gerätes warnt Rosemarie Forstner davor, mit der Kamera dem starken Magnetfeld zu nahe zu kommen. „Für den menschlichen Körper ist die MRT eine außerordentlich schonende Untersuchungsmethode und hat viele Vorteile gegenüber der Computertomographie, allerdings nur dann, wenn die Indikation stimmt. Die hier zur Anwendung kommenden Magnetfelder spüren die Patientinnen nicht. Das technisch bedingte laute Klopfen des Gerätes bei Betrieb wird ebenfalls gut toleriert“, so Rosemarie Forstner.
Der Forschungsaufenthalt in den USA sei richtungsweisend für ihre Karriere gewesen: „Maßgeblich geprägt haben mich Wissenschaft und Interdisziplinarität sowie das strukturierte Teaching, heute auch bei uns selbstverständlich. Ebenso wie die Tumorboards, die interdisziplinären Fallbesprechungen onkologischer Patientinnen und Patienten, ein Format, das ich aus den USA nach Salzburg mitbringen konnte.“
Am diesjährigen „European Congress auf Radiology“ in Wien mit mehr als 20.000 Teilnehmenden aus aller Welt wurde Rosemarie Forstner neben drei weiteren Personen mit der Gold-Medaille ausgezeichnet, der höchsten fachlichen Auszeichnung für Radiologie in Europa. Damit wurde ihr langjähriges Engagement in der radiologischen Bildgebung auf dem Gebiet der Uroradiologie gewürdigt. Auch in der Österreichischen Röntgengesellschaft ist Rosemarie Forstner seit vielen Jahren aktiv und war nach fast 100-jähriger Bestandsdauer dieser Gesellschaft deren erste Präsidentin. Besonders wichtig ist Professor Forstner allerdings auch die Einbindung in den wissenschaftlichen Gesellschaften der Europäischen Radiologie. Hier ist es besonders die Europäische Gesellschaft für Uroradiologie, in der sie sich seit vielen Jahren in führender Rolle engagiert. „Hier geht es vor allem um die Verbreitung von Expertise, die Erstellung von einheitlichen Richtlinien für Untersuchungen, Analysekriterien und Diagnosen, welche auch die Kollegen im niedergelassenen Bereich unterstützen und um das Angebot von Fortbildungen.“ 2016 erhielt Rosemarie Forstner die Auszeichnung „Teacher of the year“ der European School of Radiology. Fortbildung und Wissensvermittlung sind ihr aber auch hier in Salzburg ein großes Anliegen. Lange Jahre war sie überdies Dekanin für studentische Angelegenheiten an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität und Lehrende seit der Gründung der PMU.
„Unter den Augen des Bundespräsidenten“ promovierte Rosemarie Forstner in Innsbruck. D. h. in ihrer ganzen schulischen und studentischen Laufbahn hatte sie nie eine schlechtere Benotung als „Eins“ erhalten. Ihr Interesse für die Radiologie entdeckte sie bereits während des Studiums dank der spannenden Vermittlung durch die Lehrenden. In Salzburg verwurzelt, kehrte sie dahin zurück und konnte nach kurzer Zeit im Turnus auf eine Ausbildungsassistentenstelle an der Radiologie wechseln, wo ihre klinische und akademische Karriere begann. Sie wurde an der PMU habilitiert und nach einigen Jahren zur „Associate Professorin“ ernannt. Leitende und erste Oberärztin ist sie seit vielen Jahren am von Professor Klaus Hergan geleiteten Universitätsinstitut und erlebte und prägte so die Entwicklung des Institutes als hochgeschätzte Kollegin und Führungskraft mit.
Die Zukunft der Radiologie werde weiter hoch dynamisch sein und AI (Artificial Intelligence) eine zentrale Rolle spielen, so Rosemarie Forstner. Dem werde auch durch Forschungstätigkeit an der Radiologie am Uniklinikum Rechnung getragen. „Aber mit dieser Entwicklung beschäftigt sich schon die nächste Generation der Uniklinik.“
Rosemarie Forstner begeistert sich gemeinsam mit ihrem Mann für moderne Kunst und Architektur, reist gerne und ist leidenschaftliche Köchin.