Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der PMU
Landeskrankenhaus
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Univ.-Prof. Dr. med. Thorsten Fischer
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TVT
TVT Band Operation – „Spannungsfreies Band“
In den letzten Jahren hat diese, in Schweden erfundene Methode eine breite Anwendung gefunden. Sie wird vor allem dann eingesetzt, wenn die Harnröhre nicht mehr gut am Schambein fixiert ist und es so zum Harnverlust kommt. Das Besondere an der Methode ist die spannungsfreie Einlage des Kunststoffbandes im Gewebe. Das Band ist also nicht an einen Knochen fixiert, sondern verzahnt sich mit kleinen Widerhaken im Gewebe. Das Kunststoffband löst sich nicht auf, es bleibt im Gewebe liegen – Abstoßungsreaktionen sind sehr selten. Der Eingriff erfolgt in Vollnarkose oder mit „Kreuzstich“. Der Aufenthalt dauert zirka ein bis drei Tage.
TVT-O Band Operation
Eine Variante des TVT-Bandes ist das TOT-Band. Es wird nicht hinter das Schambein eingeführt, sondern es liegt dem Sitzbein an. Bei manchen Frauen stellt das Einlegen eines TOT-Bandes ein kleineres Risiko dar als das Einlegen eines TVT-Bandes – die Entscheidung muss also individuell getroffen werden.
Auch für Männer kann in Spezialfällen (z.B. Harninkontinenz nach Prostataoperationen) ein ähnliches suburethrales Band sinnvoll sein (AdVance Male Sling).
Künstlicher Schließmuskel (AMS 800)
Seit über 30 Jahren bewährt im Einsatz zur Behandlung der höhergradigen, männlichen Belastungsinkontinenz z.B. nach Prostataoperationen.
Botulinumtoxininjektionen
Im Rahmen einer Blasenspiegelung in Kurznarkose wird das Medikament in die Blasenwand eingespritzt. Dadurch wird der gehäufte Harndrang und somit das Urinhaltevermögen gebessert (z.B. bei überaktiver Blase oder neurogener Blasenentleerungsstörung).
Injektionstherapie
Wenn andere Operationen versagt haben, oder eine Patientin für eine Narkose nicht belastbar ist gibt es bei Harninkontinenz noch eine "Reservemethode". Unter örtlicher Betäubung wird in die Harnröhre ein Gel eingespritzt und so die Schleimhaut der Harnröhre "aufgepolstert". 50-70% der Patientinnen sprechen auf eine solche Therapie gut an, und werden so "trocken". Wie lange hält der Effekt an? Das weiß man noch nicht so genau - Monate bis Jahre. Eventuell kann die Therapie bei einem Rückfall auch wiederholt werden.
Vordere Scheidenplastik
Bei manchen Frauen wölbt sich die Blase aufgrund von Bindegewebsschwäche gegen die Scheide vor, dies kann als Druckgefühl empfunden werden. In extremen Fällen kann die Blase sogar aus der Scheide heraustreten und von außen sichtbar werden. Bei der Operation wird ein wenig Scheidenschleimhaut entfernt, die Blase zurückgedrängt und die Wunde wieder mit Fäden vernäht, die sich in den darauffolgenden Wochen selbst auflösen. Bei dieser Operation verbleibt kein Fremdgewebe im Körper.
Hintere Scheidenplastik
Bei manchen Frauen wölbt sich der Mastdarm – also das letzte Stück des Darmes – gegen die Scheide vor. Eine Bindegewebsschwäche ist oft die Ursache. Bei der Operation wird in Allgemeinnarkose der Eingriff am Damm – also an der hinteren Scheidenöffnung – durchgeführt. Die Beckenbodenmuskulatur wird aufgesucht und in der Mitte zusammengeführt, damit sich der Darm nicht mehr gegen die Scheide wölben kann. Dann wird der Schnitt wieder vernäht – alle Fäden lösen sich von selbst auf und müssen deswegen nicht entfernt werden.
Sacropexie
In seltenen Fällen kann es – oft viele Jahre nach einer Gebärmutterentfernung – zu einer schlechten Fixierung der Scheide kommen, ein Druckgefühl wird empfunden, in extremen Fällen kann sich das Scheidengewebe vorwölben. Hier bietet sich ein starkes Band im Becken an, das jeder von uns hat – es zieht vom Kreuzbein zum Darmbein. Bei diesem Eingriff wird in Vollnarkose die Scheide mit Fäden an besagtem Band fixiert.
Prolift Operation
Bei ausgeprägten Senkungsbeschwerden und vor allem bei Versagen von anderen Methoden kann auch ein Kunststoffnetz in das Becken eingebracht werden. In Vollnarkose wird das speziell zugeschnittene Netz an Scheide und Becken fixiert. Diese Operation kann auch verwendet werden, wenn die Gebärmutter belassen wird.
Burch Operation
Durch schwere Geburten kann sich die Scheide von ihrer seitlichen Aufhängung im Becken lösen und so zu Beschwerden führen. Bei der nach Burch benannten Operation wird mittels Bauchspiegelung (Endoskopie) oder mittels Bauchschnitt die Scheide wieder seitlich am Beckenknochen fixiert.
Therapie der Stuhlinkontinenz
Viele Patienten können bereits durch konservative Maßnahmen deutlich gebessert werden, wobei hier vor allem eine eventuelle Nahrungsumstellung bzw. Nahrungsberatung wichtig ist, um die Konsistenz des Stuhles zu verbessern. Auch medikamentös kann eine Stuhleindickung bzw. eine Verringerung der Mastdarmbewegungen erreicht werden. Eine weitere sehr wichtige konservative Trainingsmaßnahme stellt ein spezielles Beckenbodentraining für den Analschließmuskel dar, wodurch doch in etwa 40 bis 50 % eine Besserung der Symptome erzielt werden kann, wobei die entsprechende Konsequenz und Langzeitbehandlung erwähnt werden muss. Diesbezüglich stehen auch Trainingsgeräte für zu Hause zur Verfügung.
Eine weitere konservative Behandlungsalternative stellt die Selbstspülung des Dickdarmes mit einem speziell entwickelten Darmrohrspülsystem dar , das dem Patienten ermöglicht den linksseitigen Dick- und Mastdarm vollständig zu reinigen und so einen weiteren Stuhlabgang in den kommenden Stunden zu verhindern.
Sacrale Nervenstimulation
Operativ gilt auch heute noch bei vorhandenen Schließmuskeldefekt die entsprechende Überlappungsplastik des Analschließmuskels als Therapie der Wahl. Insbesondere wenn keine sehr großen Schließmuskeldefekte vorliegen erscheint diese Methode sehr vielversprechend. Die früher häufig durchgeführten Schließmuskelraffungen im Sinne von sogenannten „Schließmuskelplastiken“ werden heute seltener durchgeführt, da der Langzeiterfolg dieser operativen Maßnahmen nicht zufriedenstellend ausfällt. Als eine sehr viel versprechende seit etwa 10 Jahren durchgeführte Methode hat sich die sakrale Nervenstimulation in den letzten Jahren etabliert, und es sind bereits sehr gute Langzeitergebnisse bekannt, die auch die persistierende Wirkung nach 8 bis 10 Jahren bestätigen. Dieses Verfahren basiert auf eine elektrische Reizung der Nerven vor dem Kreuzbein , die für die nervale Versorgung der Beckenboden- sowie Afterschließmuskeln verantwortlich sind. Nach einer Testphase zwischen 2 und 4 Wochen über einen externen Schrittmacher wird bei entsprechendem Erfolg ein Schrittmacher unter die Haut über der Gesäßmuskulatur implantiert, der von außen nicht sichtbar und auch für den Patienten nicht spürbar ist.Dieser Schrittmacher kann von außen durch den Patienten mittels einer kleinen Fernbedienung eingestellt werden. Dieses Verfahren ist zwar sehr kostspielig, hat jedoch einen sehr hohen Wirkungsgrad und das chirurgische Vorgehen ist sehr einfach und durch sehr geringe Komplikationen behaftet.
Bei bestimmten Formen der Stuhlinkontinenz wird seit etwa 2 Jahren eine neue Methode mittels Einspritzung von Silikonpartikeln in den Schließmuskel zur Unterfütterung des Analkanals angeboten. Diese sogenannte PTQ-Implantation wird in Kurznarkose durchgeführt und gilt ebenfalls als sehr komplikationsarmes Verfahren mit guten Kurzzeitergebnissen. Bei Versagen sämtlicher Therapiemaßnahmen kann in Ausnahmefällen auch eine Indikation zur Implantation eines künstlichen Analschließmuskels gestellt werden, wobei aufgrund der Infektionsgefahr dieses Verfahren nur selten Anwendung findet. Gelegentlich wird man einem Patienten mit einer schweren Stuhlinkontinenz nach entsprechender Aufklärung und nach Versuch aller möglichen anderen Alternativen auch die Anlage eines künstlichen Darmausganges empfehlen.
Abklärung und Therapie von Stuhlentleerungsstörungen sowie chirurgische Behandlung des Mastdarmvorfalles
Stuhlentleerungsstörungen auf Basis einer Beckenbodenschwäche sind eine besondere Form einer chronischen Verstopfung, die in den letzten 1-2 Jahrzehnten zahlenmäßig deutlich an Bedeutung zunahm. Die Ursache davon wird sicherlich in der zu geringen Ballaststoff- aufnahme mit der Nahrung als auch in falsch angelernten Verhaltensmaßnahmen bezüglich der Stuhlregulation liegen. Die Stuhlentleerung obliegt einem komplizierten Regelkreis basierend auf einen intakten Reflex- sowie Nervenversorgung im Bereich des Mastdarms , Afters sowie Beckenbodens. Die genauen Funktionsmechanismen sind wissenschaftlich auch noch nicht gänzlich geklärt, da das Nervensystem des Dickdarms nur schwer erforschbar ist. Zur genaueren Abklärung der Stuhlentleerungsstörungen gehört die exakte Erhebung der Krankengeschichte, vor allem auch aus früheren Jahren, da bereits Störungen diesbezüglich in der Kindheit liegen können. Zum Ausschluss von Engstellen, Tumoren oder Entzündungen ist auch hier wiederum eine Spiegelung des Mastdarms bzw. Dickdarms erforderlich. In der weiteren Diagnostik hat sich radiologisch die Defäkographie (Stuhlaktröntgen) durchgesetzt, die entweder im Rahmen der normalen Röntgendurchleuchtung oder auch mittels Kernspintomographie durchgeführt werden kann.
Kernspindefäkographie
Bei dieser Untersuchung können anatomische Veränderungen im Bereich des Mastdarms und Beckenbodens am besten dynamisch im Rahmen des Pressaktes dargestellt werden. So können mit diesen Untersuchungen Ausstülpungen der Mastdarmvorderwand zur Scheidenhinterwand (sogenannte Rectozelen) weiters auch Vorfall eines sehr langen S-Darms (sog.Sigmoidozelen) oder auch ein innerer Mastdarmvorfall (Intussuszeption) beschrieben werden.
Von Seiten der Behandlung stehen wieder in erster Linie konservative Verhaltensmaßregeln im Vordergrund, wobei neben einer entsprechenden Einhaltung einer ballaststoffreichen Ernährung mit reichlich Flüssigkeitszufuhr vor allem auch die Zuhilfenahme von Stuhlentleerungszäpfchen forciert wird. Auch kleinere Einläufe können den Patienten helfen die Stuhlentleerung zu verbessern. Wichtig ist vor allem, dass der Patient weiteres Pressen beim Stuhlgang tunlichst vermeidet. In Ausnahmefällen und insbesondere bei zugleich bestehenden trägen übrigen Dickdarm kommen auch Abführmittel von oral zum Einsatz.
Die chirurgischen Maßnahmen stehen häufig etwas im Hintergrund, wobei jedoch beim Mastdarmvorfall als Therapie der Wahl die Chirurgie gilt, die heute vom Bauchraum her fast nur mehr auf minimal invasiven Wege laparoskopisch (sog. Schlüssellochchirurgie) durchgeführt wird.Bei diesen Operationen wird der Mastdarm nach oben gestreckt und am Kreuzbein fixiert ( sog. Rectopexie)– bei sehr langem S-Darm und starker Verstopfungsneigung wird auch dieser Dickdarmabschnitt verkürzt. Bei betagten Patienten, die für eine Allgemeinnarkose nicht mehr belastbar sind, kann der Mastdarmvorfall auch vom After her operiert werden. In seltenen Fällen wird auch eine sogenannte Rectozele chirurgisch oder gynäkologisch bei entsprechender Stuhlentleerungssymptomatik operiert. Im Falle eines ausgeprägten inneren Mastdarmvorfalles können auch neuere Operationsverfahren (sogenannte STARR-Operation) durchgeführt werden, deren Erfolgsrate in den letzten beiden Jahren gut dokumentiert werden konnte. Als halb operative Maßnahme stellt auch die sakrale Nervenmodulation wie bei der Behandlung in der Stuhlinkontinenz eine Alternativmethode dar.
Zusammenfassend stehen doch zahlreiche Behandlungsalternativen für diese Beckenbodenstörungen zur Verfügung, sodass die oft in der Allgemeinheit vertretene Meinung mit diesen Symptomen leben zu müssen da es keine Therapie gibt, absurd ist und endlich das Tabu Stuhlinkontinenz bzw. Stuhlentleerungsstörungen gebrochen werden muss.
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