Nierendiagnostik

Umstellung Cystatin C auf neuen Assay
(31.07.2014)

Unsere Analyse "Cystatin-C" wird zur Verbesserung der analytischen Qualität auf ein neues Testsytem umgestellt.

Cystatin-C ist ein Parameter zur Bestimmung der Nierenfunktion, der gegenüber dem herkömmlichen Kreatinin-Spiegel einige Vorteile bietet: Cystatin-C hat gegenüber Kreatinin den Vorteil, durch keinerlei präanalytische Einflussfaktoren wie Muskelmasse, Geschlecht oder Ethnie beeinflusst zu werden, deswegen zeigt Cystatin-C im Vergleich zu Kreatinin eine relativ hohe diagnostische Sensitivität und Spezifität, die es zu einem zuverlässigen frühen Marker für Nierenfunktionsstörungen macht.

Mit der Umstellung des Assays auf die neueste Generation geht auch eine Änderung der Referenzwerte einher. Hierbei gilt für Männer und Frauen im Alter von 21-77 Jahren ein Referenzbereich von

0,61 - 0,95 mg/l

Der neue Assay wurde weiters gegen das Referenzmaterial ERM-DA471/IFCC standardisiert. Verschiedenste Test-Hersteller verwenden zur Standardisierung ihrer Assays dieses nun verfügbare Referenzmaterial, wodurch die Tests untereinander vergleichbar werden.

Letzterer Punkt war die Voraussetzung dafür, eine Hersteller-unabhängige Formel zu entwickeln, mit deren Hilfe aufgrund des Cystatin-C-Spiegels die glomeruläre Filtrationsrate abgeschätzt werden kann. Die von uns verwendete Formel entstammt der Publikation von Grubb et al. (siehe Literatur) und erlaubt eine Assay-unabhängige Berechnung der GFR, wobei als Variable nur Cystatin-C-Spiegel und Alter der Person Verwendung finden.
Die Formel zur Berechnung der GFR aus dem Kreatinin-Spiegel (MDRD-Formel) bleibt unverändert!

Zur Befunddarstellung der eGFR:

  • Die eGFR aus Kreatinin wird als "eGFR" bezeichnet und findet sich in "Klinische Chemie".
  • Die eGFR aus Cystatin-C wird als "eGFR-Cystatin C" bezeichnet und findet sich in "Spezialuntersuchungen".

Für Rückfragen kontaktieren Sie bitte Dr. Wiedemann (DW 57264) oder Dr. Cadamuro (DW 57263).

Literatur:

  • Grubb, A. et al. (2014). Generation of a New Cystatin C–Based Estimating Equation for Glomerular Filtration Rate by Use of 7 Assays Standardized to the International Calibrator.  Clin Chem. 2014 Jul;60(7):974-86. doi: 10.1373/clinchem.2013.220707. Epub 2014 May 14.
  • Zhang, Q.L., Rothenbacher, D. (2008). Prevalence of chronic kidney disease in population-based studies: Systematic review. BMC Public Health 8: 117.
  • James, M.T., Hemmelgarn, B.R., Tonelli, M. (2010). Early recognition and prevention of chronic kidney disease. Lancet 375, 1296-309.
  • Artunc, F., Fischer, I.U., Risler, T., Erley, C.M. (2005). Improved estimation of GFR by serum cystatin C in patients undergoing cardiac catherization. Int J Cardiol 102, 173-8.
  • Lesley et al. Assessing Kidney Function – Measured and Estimated Glomerular Filtration Rate NEJM, 2006.
  • Michael G. Shlipak, et al., N Engl J Med (2013). Cystatin C versus Creatinine in Determining Risk Based on Kidney Function 369, 932-43.

 

Cystatin C und die errechnete GFR (eGFR Cystatin C) aus Cystatin C
(16.09.2011)

Cystatin C ist ein Proteinase-Inhibitor mit einem Molekulargewicht von 13250 Dalton, der von praktisch allen Körperzellen mit einer konstanten Rate gebildet und in das Blut abgegeben wird. Die Halbwertszeit ist mit ca. 2h sehr kurz. Cystatin C wird frei glomerulär filtriert und im proximalen Tubulus nahezu komplett rückresorbiert und nicht sezerniert. Die Serum-/Plasmakonzentration von Cystatin C ist dadurch praktisch ausschließlich von der glomerulären Filtrationsleistung der Niere abhängig und wird im Gegensatz zum Kreatinin von der Muskelmasse kaum beeinflusst.

In der Arbeit von Newman DJ. (s. Grafik und Literaturreferenz) wird der Vorteil der Bestimmung von Cystatin C gegenüer der Bestimmung von S-Kreatinin besonders im Schwellenbereich (GFR <70 ml/min/KO) dargestellt.

Hauptindikation: Kinder (Nephrologie, Onkologie), Hypertoniker, Diabetiker, Personen über 50-60 Jahre.

Durch die Umstellung auf ein neues Testsystem kann die Bestimmung täglich zu Routinezeiten angeboten werden (Routine-Schein!). Die eGFR wird automatisch nach der Grubb-Formel berechnet.

Probenmaterial: 1 ml Heparinblut

Probenmaterial: 1 ml Heparinblut

Für den Inhalt verantwortlich: OA Dr. Erich Arrer

 

Frühmarker für akute Nierenschädigung: NGAL im Urin
(17.12.2009)

NGAL (neutrophil gelatinase-associated lipocalin, Synonym Lipocalin-2, Siderocalin)  ist ein Frühmarker für eine akute Nierenschädigung unterschiedlichster Genese. Es ist eines der ersten Proteine, die nach einer ischämischen oder nephrotoxischen Nierenschadigung freigesetzt werden und kann schon innerhalb von 2 Stunden in erhöhter Konzentration im Urin  nachgewiesen werden.
NGAL Ist ein kleines Protein, das nicht nur in neutrophilen Granulozyten, sondern auch in  Epithelzellen wie den tubulären Nierenepithelzellen exprimiert wird. NGAL gehört zur Gruppe der Lipocaline. Einzelne Mitglieder dieser Familie können durch Bindung von Siderophoren, die Bakterienwachstum fördern, eine antibakteriellle Wirkung aufweisen und sind somit in das angeborene Immunsystem eingebunden.
Zusätzlich dürfte NGAL als Wachstums- und Differenzierungsfaktor in verschiedenen epithelialen Zellen (wie den renalen Tubuluszellen) eine Rolle spielen. NGAL wird in geringen Mengen in Lunge, Magen, Dickdarm und Niere exprimiert. Innerhalb von 30 min nach einer  Ischämie-Reperfusions-Schädigung der Niere kommt es in den Nierenepithelien jedoch zu einer starken Expression von NGAL und zu dessen Sekretion in das Tubuluslumen. NGAL scheint deshalb ein sehr früher Biomarker für eine strukturelle Nierenschädigung zu sein. Diverse Studien zeigten, dass NGAL im Urin bereits 2 h nach Nierenschädigung erhöht ist.

  • Untersuchungsmaterial: Spontanurin  3 mL
  • Referenzbereich: <132 µg/L
  • Analysenmethode: Chemilumineszenz-Mikropartikelimmunoassay (CMIA)


Möglichen Indikationen zur Messung von NGAL im Urin:

  • Postoperativ  (z.B. kardiopulmonaler Bypass-Operationen)
  • nach perkutaner Koronarintervention
  • kardiogener Schock
  • Herzinsuffizienz
  • Multiorganversagen
  • Chronische Nierenerkrakung
  • Nierentransplatation
  • Trauma
  • schwerer Sepsis
  • Einnahme von nephrotoxischen Medikamente/Substanzen
  • Kontrastmittel-induzierter Nephropathie

Für den Inhalt verantwortlich: DI Ilse Schmid

Fraktionierte Natrium- und Harnstoff-Ausscheidung
(28.2.2008)

Als neue Analysen die nun auch im Notfall bei uns erhältlich sind möchten wir Ihnen die fraktionierte Natrium- und Harnstoff-Ausscheidung vorstellen.

Diese fraktionierte Natrium-Ausscheidung ist die derzeit beste Methode bei einem akuten Nierenversagen (ANV) zwischen einer prärenalen und einer renalen Ursache unterscheiden zu können.
Sie errechnet sich wie folgt:


                                        Na (im Urin)   x   Krea (im Plasma)
         FE_Na (%)    =       ———————————————————     x    100
                                        Na (im Plasma)   x   Krea (im Urin)

Ein Wert <1% spricht für eine prärenale Ursache
Ein Wert zwischen 1 und 2% kann sowohl bei einer prärenalen als auch bei einer renalen Ursache vorliegen
Ein Wert >2% spricht für eine renale Ursache

Da aber Diuretika diese Analyse beeinflußt (der Wert würde dann auch bei prärenaler Ursache >1% betragen) ist es sinnvoll auch die fraktionierte Harnstoff-Ausscheidung zu untersuchen.

Die fraktionierte Harnstoff-Ausscheidung errechnet sich ähnlich wie die fraktionierte Natrium-Ausscheidung.
Bei normalen Personen beträgt der Wert 50-65%
Ein Wert <35% spricht bei bestehendem ANV für eine prärenale Ursache (Sens: 90%  Spez:96%)

Um eine adäquate Aussage treffen zu können, muss eine gute proximale Nierenfuktion vorausgesetzt werden. Zu einer erhöhten Ausscheidung von Natrium und Harnstoff kann es bei Zuständen wie osmotischer Diurese aufgrund entgleistem Diabetes mellitus o.Ä. kommen.

Weitere seltenere Ursachen eines ANV die einen Fe_Na Wert <1% verursachen können:

  • Manche Patienten mit einer postischämische akuten Tubulusnekrose (ATN), welche in einem frühen Stadium auf dem Weg von einem prärenalen zur ATN diagnostiziert werden, oder ischämisch bleiben bei ausgebildeter ATN.
  • Eine ATN auf eine chronische prärenale Ursache aufgestzt (Zirrhose, Kardiopathie, oÄ)
  • Ca. 10% der nicht oligurischen ATN-Patienten
  • ANV durch Kontrastmittel oder Hämoglobinurie/Myoglobinurie
  • Akute Glomerulonephritis oder Vasculitis (Harnsediment, Proteinurie)
  • Manche Fälle von akuter interstitieller Nephritis
  • Akute Verlegung der abführenden Harnwege (postrenale Ursache)

Referenzen:
Rose, BD. Pathophysiology of Renal Disease, 2d ed, McGraw-Hill, New York, 1987. pp. 68-69.
Steiner, RW. Interpreting the fractional excretion of sodium. Am J Med 1984; 77:699.
Miller, TR, Anderson, RJ, Linas, SL, et al. Urinary diagnostic indices in acute renal failure: A prospective study. Ann Intern Med 1978; 89:47.
Kaplan, AA, Kohn, OF. Fractional excretion of urea as a guide to renal dysfunction. Am J Nephrol 1992; 12:49.
Carvounis, CP, Nisar, S, Guro-Razuman, S. Significance of the fractional excretion of urea in the differential diagnosis of acute renal failure. Kidney Int 2002; 62:2223.
Brosius, FC, Lau, K. Low fractional excretion of sodium in acute renal failure: Role of timing of the test and ischemia. Am J Nephrol 1986; 6:450.
Zarich, S, Fang, LS, Diamond, JR. Fractional excretion of sodium. Exceptions to its diagnostic value. Arch Intern Med 1985; 145:108.
Diamond, JR, Yoburn, DC. Nonoliguric acute renal failure associated with a low fractional excretion of sodium. Ann Intern Med 1982; 96:597.
Fang, LS, Sirota, RA, Ebert, TH, Lichtenstein, NS. Low fractional excretion of sodium with contrast media-induced acute renal failure. Arch Intern Med 1980; 140:531.
Corwin, HL, Schreiber, MJ, Fang, LS. Low fractional excretion of sodium. Occurrence with hemoglobinuric- and myoglobinuric-induced acute renal failure. Arch Intern Med 1984; 144:981.
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Saha, H, Mustonen, J, Helin, H, Pasternack, A. Limited value of the fractional excretion of sodium test in the diagnosis of acute renal failure. Nephrol Dial Transplant 1987; 2:79.
Lins, RL, Verpooten, GA, De Clerck, DS, De Broe, ME. Urinary indices in acute interstitial nephritis. Clin Nephrol 1986; 26:131.

Für den Inhalt verantwortlich: Dr. Janne Cadamuro

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