Universitätsinstitut für Medizinisch-Chemische Labordiagnostik - Zentrallabor LKH
Landeskrankenhaus
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Prim. Univ.-Prof. Dr Elisabeth Haschke-Becher
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Serum Amyloid A (SAA)
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Procalcitonin (PCT)
(20.6.2005)
Das aus 32 Aminosäuren bestehende Calcitonin wird durch proteolytische Spaltung aus dem Prohormon Procalcitonin, das 116 Aminosäuren aufweist, in den C-Zellen der Schilddrüse gebildet und von diesen Zellen sezerniert. Bei schweren bakteriellen Infektionen und Sepsis wird auch das intakte Prohormon freigesetzt, sodass der PCT-Spiegel im Serum/Plasma nach 2-3 Stunden auf Werte, die meist über 2 µg/L liegen, ansteigt. Die Halbwertszeit von PCT beträgt ~24 Stunden. In der Zirkulation und auch nach Blutabnahme ist PCT relativ stabil. Lokal begrenzte Infektionen, virale Infektionen, chronische Entzündungen und Autoimmunerkrankungen führen kaum zu einer Erhöhung des PCT-Spiegels im Plasma, sodass PCT eine wichtige labordiagnostische Hilfe bei der Unterscheidung zwischen SIRS und Sepsis sein kann.
Referenzbereich: Bei gesunden Probanden sind die PCT-Werte <0,5 µg/L. Im Verlauf einer schweren Sepsis ist ein Anstieg auf 10 µg/L bis 100 µg/L zu beobachten.
Methode: Time Resolved Amplified Cryptate Emission (TRACE-Technologie). Entspricht einem immunometrischen Assay, der auf Energietransfer zwischen zwei Fluoreszenz-Tracern beruht, die jeweils an einen Antikörper gebunden sind.
Specimen: Bevorzugtes Untersuchungsmaterial ist Serum (1ml, bzw. 2-3 ml Vollblut), auch EDTA- oder Heparin-Plasma ist geeignet. Citrat-Plasma ist nicht geeignet!
Zur sicheren Vermeidung von präanalytischen Fehlern sollte die Analyse innerhalb von 4 Stunden nach Probennahme erfolgen. Die Anforderung erfolgt derzeit am C-Schein. Die Untersuchung ist während der Tageszeit (auch an Samstagen, Sonn- und Feiertagen) verfügbar. Bis zum Herbst ist auch an eine Übernahme der Bestimmung in das Notfallprogramm gedacht.
Interleukin-6 (IL-6)
(20.6.2005)
Interleukin-6, ein Polypeptid bestehend aus 184 Aminosäuren, ist ein wichtiger Mediator des Immunsystems mit diversen Effekten auf andere biologische Systeme. Aufgrund unterschiedlicher posttranslationeller Modifikationen (Glykosilierung, Phosphorylierung) kann das Molekulargewicht von IL-6 zwischen 18 und 21,5 kDa variieren. IL-6 wird in verschiedenen Zellarten wie T-Zellen, Monozyten/Makrophagen, Endothelzellen, Fibroblasten, Keratinozyten, Mastzellen, Adipozyten etc. gebildet.
Erhöhte IL-6 Werte im Serum oder Plasma werden bei Infektionen, Sepsis, Autoimmunerkrankungen, Lymphomen, AIDS und Organabstoßung gefunden. Als Hauptinduktor der „Akut-Phase-Reaktion“ stimuliert IL-6 die CRP-Synthese in der Leber und ist somit ein früher Indikator einer systemischen Entzündung, Hypoxie und Gewebeschädigung. Durch den schnellen Anstieg bei Entzündungsreaktionen und den raschen Abfall bei Abnahme der Entzündungsaktivität stellt IL-6 einen dynamischen Marker zur Diagnostik und zum Monitoring eines entzündlichen oder septischen Zustandsbildes dar. Vor allem bei der Früherkennung der neonatalen Sepsis, bei der eindeutige klinische Zeichen fehlen können und Standard-Laborparameter wie CRP in den ersten 24 Stunden post partum nicht sensitiv genug sind, kommt dem IL-6 eine große Bedeutung zu.
Referenzbereich: Die Werte für gesunde Probanden sind <10 pg/mL.
Methode: Sequentieller Festphasen-Chemiluminiszenz-Immunoassay
Specimen: bevorzugtes Untersuchungsmaterial ist Vollblut (2-3 ml, 1 ml Serum), aber auch Heparinblut (Notfall) oder EDTA-Blut (2 ml) sind geeignet. Bei einer speziellen klinischen Fragestellung kann IL-6 auch im Liquor cerebrospinalis bestimmt werden. Für das Screening auf intrauterine Infektionen eignet sich heparinisiertes Nabelvenenblut.
Die Anforderung erfolgt am C-Schein. Die Untersuchung ist täglich (auch an Samstagen, Sonn- und Feiertagen) verfügbar. Bis zum Herbst ist an eine Übernahme der Bestimmung in das Notfallprogramm gedacht.
Lipopolysaccharid Bindendes Protein (LBP)
(20.6.2005)
Lipopolysaccharide (LPS) und Lipooligosaccharide (LOS) sind von gram-negativen Bakterien gebildete Endotoxine. LPS und LOS sind potente Auslöser der inflammatorischen Immunantwort und stimulieren die Produktion proinflammatorischer Zytokine wie IL-6, TNF-a, etc. durch Monozyten, Endothelzellen, Granulozyten und Lymphozyten. Das Lipopolysaccharid Bindende Protein (LBP) vermittelt bzw. verbessert die Erkennung von LPS durch Effektorzellen. LBP ist ein „Akut-Phase-Protein“, das hauptsächlich in Hepatozyten gebildet wird. IL-1b aktiviert in Synergie mit IL-6 die Bildung von LBP. Endotoxin-Injektionen bei gesunden Freiwilligen führten zu einer Erhöhung der LBP-Konzentration in der Zirkulation. Erhöhte LBP-Plasmaspiegel wurden bei Patienten mit Sepsis, SIRS, abdominellen Infektionen, Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, hämolytisch-urämischem Syndrom und kardiopulmonalen Bypass gefunden.
Die gleichzeitige Messung von IL-6 und LBP soll nach Angabe einzelner Autoren wichtige Informationen zur Früherkennung von Sepsis, zu Therapieverlauf und Risikoabschätzung liefern. Demnach zeigen erhöhte IL-6 Werte ein SIRS, bzw. eine septische Komplikation an. Zeitnah auftretende erhöhte LBP Werte sollen die bakterielle Genese beweisen. Erhöhte IL-6 Werte ohne zeitnahe Erhöhung des LBP sollen auf ein abakterielles SIRS hinweisen, während geringfügig erhöhte IL-6 Werte und stark erhöhtes LBP Hinweise auf ein lokalisiertes Infektionsgeschehen und erhöhtes Sepsisrisiko sein sollen.
Referenzbereich: LBP in Normalkollektiv: 2-10 mg/L
Bei der Bestimmung handelt es sich um einen sequentiellen Festphasen-Chemiluminiszenz Immunoassay. Bei schweren Verläufen können die Werte über 100 mg/L ansteigen.
Specimen: Untersuchungsmaterial ist Vollblut (2-3 ml, 1 ml Serum) und für den Notfall Heparinblut (2 ml), aber auch EDTA-Blut ist geeignet. Analysen in Serum und Heparinplasma ergeben vergleichbare Werte.
Die Anforderung erfolgt am C-Schein. Die Untersuchung ist täglich (auch an Samstagen, Sonn- und Feiertagen) verfügbar. Bis zum Herbst ist an eine Übernahme der Bestimmung in das Notfallprogramm gedacht.
Calprotectin (Calprest)
(20.6.2005)
Calprotectin ist ein Ca++-bindendes Protein mit einem Molekulargewicht von 36,5 kDa, hat antimikrobielle Eigenschaften und wird reichlich in neutrophilen Granulozyten, Monozyten und Makrophagen gebildet. Erhöhte Konzentrationen von Calprotectin im Stuhl wurden bei Patienten mit kolorektalen Karzinomen, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (IBD) und anderen Darminfektionen gefunden. Die Verlässlichkeit der Calprotectin-Bestimmung im Stuhl bezüglich Diagnose und Monitoring von kolorektalen Karzinomen, Morbus Crohn und Colitis ulcerosa ist in der Literatur belegt. Im Screening von Patienten mit einem hohen Risiko für ein kolorektales Karzinom zeigen eigene Untersuchungen, dass Calprotectin den herkömmlichen Stuhluntersuchungen (Hämofec, etc.) deutlich überlegen ist.
Referenzbereich: Im Stuhl von gesunden Probanden liegt der Calprotectin-Wert <50µg/g Stuhl. Der Test beruht auf dem Prinzip des heterogenen ELISAs.
Specimen: Der zu untersuchende Stuhl (1-5 g) soll in dem dafür vorgesehenen, standardisierten Gefäß innerhalb von 4 Tagen nach Gewinnung in das Zentrallabor geschickt werden. Temperaturen über 30° C während der präanalytischen Phase sind unbedingt zu vermeiden. Aus wirtschaftlichen Überlegungen werden die Proben gesammelt und einmal pro Woche analysiert. Die Anforderung der Untersuchung ist mit C-Schein möglich.