Universitätsklinik für Neurochirurgie
Christian-Doppler-Klinik
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Der Degenerationsprozess der Bandscheibe (Dehydrierung) führt neben einer Höhenreduktion zu einer Erweichung des Bandscheibenkerns. Unter der mechanischen Belastung, der die Bandscheibe durch das Körpergewicht unterliegt, kann es zum Austritt von Bandscheibengewebe kommen, wobei dies vorwiegend nach hinten seitwärts erfolgt.
Je nach der genauen Stelle des Bandscheibenaustritts (Vorfalls) und der Menge an vorgefallenem Gewebe, werden unterschiedliche Effekte durch dieses Ereignis hervorgerufen. In der knöchernen Enge des Wirbelkanals oder dem noch engeren Raum des Wurzelloches (Foramen) führt das Bandscheibengewebe sehr leicht zur Kompression von Wurzelfasern oder den hier aus dem Duralsack abgehende Nervenwurzeln. Da jede dieser Nervenwurzeln ein bestimmtes Hautareal sensibel versorgt und bestimmte Muskelgruppen motorisch innerviert, kann der Arzt nach der Art und Ausbreitung des Schmerzes, der Gefühlsstörung oder des Ausfalls von Muskelgruppen auf die betroffene Nervenwurzel Rückschlüsse ziehen. In Abhängigkeit vom Ausmaß des Druckes auf die Nervenwurzel entsteht zuerst Schmerz und Gefühlsstörung, schließlich auch Muskelschwäche (=Teillähmung). Nimmt der Druck auf die Nervenwurzel weiter zu, so erlischt jedes Gefühl im betroffenen Hautsegment, auch der Schmerz wird nicht mehr wahrgenommen, während die betroffene Muskelgruppe gelähmt ist. Durch das Ausbleiben des Schmerzes kann dieses Stadium als „Verbesserung“ interpretiert werden. In Wirklichkeit stellt es jedoch eine Situation hoher Dringlichkeit dar, da eine mögliche Wiederherstellung der Muskelfunktion davon abhängig sein wird, wie lange der Zustand der Lähmung angedauert hat. Die chirurgische Behandlung besteht hier in einer mikrochirurgischen Operation, bei der das aus dem Bandscheibenraum ausgetretene Bandscheibengewebe völlig entfernt wird und somit der Druck von den betroffenen Strukturen genommen wird. Entfernt wird auch jener Teil der Bandscheibe, der erweicht ist und womöglich in Zukunft ein neuerliches Problem verursachen könnte. Es kann jedoch nicht immer verhindert werden, dass eine neuerliche Erweichung von Bandscheibengewebe eintritt und es zu einem weiteren Bandscheibenvorfall an derselben Stelle kommt (Bandscheibenrezidiv).
Da der Bandscheibenvorfall ein Teil eines gesamten Degenerationsprozesses der Wirbelsäule ist, kann gemeinsam mit der Entfernung des Bandscheibenvorfalles oder aber auch danach ein stabilisierender Eingriff notwendig werden. Bei Bandscheibenerkrankungen im Bereich der Halswirbelsäule ist fast immer eine zusätzliche Stabilisierung erforderlich.