1450
Wenn's weh tut!

Die Studie "Paracelsus 10.000" (P10) ist eine der größten Gesundheitsstudien, die je in Österreich durchgeführt wurde. Sie untersucht den Gesundheitszustand der Salzburger Bevölkerung und schafft Grundlagen für weitere wissenschaftliche Studien, deren Ziel es ist, den Gesundheitszustand nachhaltig zu verbessern.
Die P10-Studie konzentriert sich auf Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, des Gehirns, der Leber und des Stoffwechsels sowie die Risikofaktoren dieser Erkrankungen.
Ziel der Studie ist es auch, eine Datenbank zu aufzubauen, um mit den darin gesammelten Informationen, Zusammenhänge zwischen Lebensstil, genetischen Faktoren und Krankheiten forschen zu können. Dadurch soll es ermöglichen, Krankheiten besser zu verstehen und wirksame Maßnahmen zur Vorbeugung (Prävention) zu entwickeln.
Für die Studie arbeiten am Uniklinikum Salzburg Expertinnen und Experten aus verschiedenen Universitätskliniken und Fachbereichen wie Neurologie, Geriatrie, Innere Medizin, Radiologie, Nuklearmedizin und Sportwissenschaften zusammen. Forschungspartner sind die Paracelsus Medizinische Privatuniversität (PMU), die Paris Lodron Universität Salzburg (PLUS) sowie zahlreiche weitere nationale und internationale Forschungseinrichtungen.
Insgesamt nehmen 10.044 zufällig ausgewählte Frauen (n=5.176) sowie Männer (n=4.868) im Alter von 40 bis 77 Jahren an der Studie teil. Damit wollen wir auch die Frauengesundheit besser erforschen, da frühere Studien oft überwiegend Männer untersucht haben. Die Gruppe der 50- bis 59-Jährigen ist mit 40 Prozent am größten, da in dieser Altersgruppe die meisten gesundheitlichen Veränderungen passieren.
Die Studie läuft in mehreren Phasen. Den ersten Teil, die Rekrutierung der Teilnehmenden (Probanden) und die Basis-Untersuchung, konnten wir im Februar 2020 abschließen. Die Probanden durchliefen ein umfangreiches Untersuchungsprogramm mit wichtigen Labor-Analysen. Und wir haben auch Vorerkrankungen erhoben.
In Untergruppen haben wir zudem funktionelle Untersuchungen wie die Ergospirometrie (körperliche Leistungsfähigkeit), Messung von Ganggeschwindigkeit und Handgriffkraft sowie die Messung des Verkalkungsgrades der Herzkranzgefäße und der Knochendichte durchgeführt. Lebensstilfaktoren wie Bewegung, Ernährung, Rauchen und Alkoholkonsum haben wir mit Hilfe von Fragebögen erfasst.
Nach etwa 7 Jahren laden wir im zweiten Teil der Studie, dem sogenannten Follow-up, alle Teilnehmenden erneut zu einer Kontrolluntersuchung ein, bei der wir hauptsächlich Veränderungen des Gesundheitszustandes und das Neuauftreten von Erkrankungen erfassen.
Dabei liegt ein neuer Fokus auf der Gehirngesundheit, die mit Hilfe bildgebender Verfahren wie MRT und MEG erfasst wird. Neurologische Erkrankungen zählen neben Herz-Gefäß-Erkrankungen und Krebs-Erkrankungen zu den häufigsten Todesursachen. Derzeit befinden wir uns mitten in der Follow-up-Phase der Studie.
In der Basisuntersuchung, haben wir bei allen Teilnehmenden verschiedene Untersuchungen und Tests durchgeführt, um die Gesundheit zu überprüfen und Krankheiten frühzeitig zu erkennen:
- Ultraschall-Untersuchung der Carotis (Halsschlagader) zur Schlaganfall-Vorsorge
- Blutdruckmessung
- Ruhe-EKG zur Erkennung von Herzrhythmusstörungen oder anderer Herzerkrankungen wie Herzhypertrophie
- Blut- und Harnwerte zur Beurteilung der Funktion diverser Organsysteme
- Stuhlproben zur Untersuchung des Mikrobioms im Darm (Darmflora). Diese Proben helfen, den Einfluss des Mikrobioms auf den Gesundheitszustand des Darms sowie auf andere Organsysteme besser zu verstehen
- Von allen Teilnehmenden werden Proben von Blut, Harn und Stuhl in einer speziell dafür eingerichteten Biodatenbank bei minus 80°C archiviert. Diese Proben stehen später für Spezialuntersuchungen zur Verfügung.
Intensivere Untersuchung
Diese Untersuchung erhielten 2.606 zufällig ausgewählte Probanden aus der Altersgruppe der 50-59 Jährigen. Sie umfasste zahlreiche zusätzliche Tests:
- Funktionelle Tests (z. B. Messung von Gehgeschwindigkeit, Handkraft und Lungenfunktion)
- Messung des Bewegungsverhaltens über 7 Tage mit Hilfe eines Akzelerometers (Sensor zur Messung von Beschleunigung)
- Blutdruckmessung an Armen und Füßen zur Erkennung von Erkrankungen der Bein-Arterien
- Messung des Blutdruckes über 24 Stunden zur besseren Erkennung von Störungen der Blutdruckregulation und des Herzrhythmus
- Bestimmung der Körperzusammensetzung mittels Bioimpedanz-Messung
- Oraler Glucosetoleranztest (Messung des Bluzucker-Anstieges nach Trinken von Zuckerwasser) zur Früherfassung von Zuckerstoffwechsel-Störungen
- Messung von Knochendichte (Dexa-Scan) und Leberfettgehalt (Fibroscan)
- Ergospirometrie zur Messung der körperlichen Fitness unter Belastung, einschließlich der Herz-Kreislauf-Funktion. Diese Untersuchung hilft, die Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems und das Risiko von Erkrankungen zu bewerten.
- Nativ-CT-Untersuchung des Herzens zur Bestimmung des koronaren Ca-Scores (Ausmaß der Verkalkung der Herzkranzgefäße)
Die zweite Untersuchung findet sieben Jahre nach der ersten statt. Zum Follow-up-Programm gehören verschiedene Untersuchungen wie:
- Ruhe-EKG zur Messung der Herzaktivität
- Ultraschall der Halsschlagader (Carotis)
- Blutdruckmessung
- Blut- und Harnuntersuchung
- Messung von Größe, Gewicht sowie verschiedener anderer Körpermaße (Umfang von Bauch, Hüfte, Oberarm, Oberschenkel)
- kurzer Fragebogen am PC zum aktuellen Gesundheitszustand bzw. zum Auftreten neuer Erkrankungen
- Fundus-Fotografie (Fotos des Augenhintergrundes), um Augenerkrankungen wie diabetische Retinopathie (Veränderung der Netzhaut wegen einer Zuckerkrankheit) oder Glaukom (Grüner Star) zu erkennen.
Für etwa ein Achtel der Teilnehmer gibt es Spezial-Untersuchungen:
- Magnetenzephalographie (MEG), um die magnetischen Felder im Gehirn zu messen und die Gehirnaktivität in Echtzeit zu beobachten, besonders bei neurologischen Erkrankungen
- Schädel-Magnetresonanztomographie (f/MRT): ein bildgebendes Verfahren zur Untersuchung des Gehirns ohne Strahlung, für die Diagnose von Erkrankungen wie Schlaganfällen oder Demenz
- Kognitive Untersuchung: ein Testverfahren zur Untersuchung von Gedächtnis, Aufmerksamkeit und anderen kognitiven Funktionen, um frühe Anzeichen von Alzheimer oder anderen Demenzen zu erkennen
- Psychologischer Fragebogen (Adult Self Report), um psychische Gesundheitsaspekte zu erfassen
Die Unterscheidung zwischen MRT und MEG liegt darin, dass MRT strukturelle Bilder (über den Aufbau) liefert, während MEG die funktionale Gehirnaktivität in Echtzeit misst.
Die Studie soll besonders das Risiko für folgende Erkrankungen untersuchen:
- Schlaganfälle und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Stoffwechsel-Störungen, besonders Störungen des Zucker- und Fettstoffwechsels
- Krankheiten der Leber, vor allem die Fettleber-Erkrankung
- Krankheiten, bei denen Nervenzellen zerstört werden (neurodegenerative Erkrankungen)
Es geht um Fragen wie:
-
Wie beeinflusst das Zusammenspiel von Erbanlagen und Lebenstil-Faktoren (z. B. Ernährung und Bewegung), das Auftreten häufiger Erkrankungen wie Diabetes, Fettstoffwechsel-Störungen, Herzinfarkt, Schlaganfall und neurodegenerativer Erkrankungen ?
-
Welchen Einfluss haben soziale und psychische Faktoren auf die Entstehung von Krankheiten ?
-
...
Mit dieser Studie können wir diese und weitere Fragen gut untersuchen. Die Studie hilft uns, noch besser zu verstehen, wie Krankheiten entstehen und wie wir sie verhindern können. Außerdem bekommen alle, die teilnehmen, kostenlos eine gründliche Vorsorge-Untersuchung.
Die Ergebnisse der Studie sind sehr wichtig und deshalb legen wir größten Wert auf den Schutz persönlicher Daten. Die Daten sind alle anonymisiert - das heißt: Niemand kann die Ergebnisse der Untersuchungen den Personen zuordnen. Und nur wenige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben Zugang zu diesen Daten. Wir geben diese Daten auf keinen Fall an Pharma-Unternehmen oder andere Firmen weiter.
Die einzelnen Parameter der epidemiologischen Studie entnehmen Sie diesem wissenschaftlichen Poster.
- Paracelsus 10,000: An Observational Cohort Study About the Health Status of the Population of Salzburg, Austria. Rationale, Objectives and Study Design
- Comparison of visual, automatic and semiautomatic methods to determine ventilatory indices in 50 to 60 years old adults
- Differences in the point of optimal ventilatory efficiency and the anaerobic threshold in untrained adults aged 50 to 60 years
- Allergy-induced systemic inflammation impairs tendon quality
- Sequencing patterns of ventilatory indices in less trained adults
- The platelet transcriptome and proteome in Alzheimer’s disease and aging: an exploratory cross-sectional study
- Inverse Association between Educational Status and Coronary CT Calcium Scores: Should We Reflect This in Our ASCVD Risk Assumptions?
- Relationships between Education and Non-Alcoholic Fatty Liver Disease
- Prevalence of Subclinical Cardiovascular Disease in Patients with Nonalcoholic Fatty Liver Disease: Analysis of the Paracelsus 10,000 Cohort Study
- Prevalence and characteristics of metabolic hyperferritinemia in a population-based Central-European cohort
- The influence of cardiorespiratory fitness level on the relationship between work rates at the aerobic threshold (AerT) and the point of maximal fat oxidation (Fatmax) in untrained adults
- Investigating the Added Value of Beck's Depression Inventory in Atherosclerosis Prediction: Lessons from Paracelsus 10,000
- Including educational status may improve cardiovascular risk calculations such as SCORE2
- Impact of the COVID-19 pandemic on an Austrian population with or without pre-existing health issues
- Stress and the City: Mental Health in Urbanized vs. Rural Areas in Salzburg, Austria
- Cerebrovascular risk in rheumatoid arthritis patients: insights from carotid artery atherosclerosis in the Paracelsus 10,000 study