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Wenn's weh tut!

„Klimaschutz ist Gesundheitsschutz“
„Die Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen ist ein doppeltes Thema: Der österreichische Gesundheitssektor trägt mit rund sieben Prozent etwa durch hohen Energie- und Ressourcenverbrauch zum nationalen CO2-Fußabdruck bei und ist in dieser Hinsicht gefordert. Außerdem haben Folgen des Klimawandels wie Hitze erhebliche Auswirkungen auf bestimmte Patientengruppen und erhöhen den Versorgungsbedarf“, erläutert Doris Mittermair, seit kurzem Nachhaltigkeitsmanagerin der Salzburger Landeskliniken und als solche zuständig für den Nachhaltigkeitsbericht gemäß Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU.
Doris Mittermair hat im Nachhaltigkeitsmanagement eine erfüllende Aufgabe gefunden. Nachdem sie viele Jahre im E-Commerce als Leiterin einer Marketingabteilung tätig war, suchte sie nach einer Aufgabe, die über die reine Absatzsteigerung hinausging. Berufs- und familienbegleitend absolvierte sie bis März 2023 das Masterstudium Sustainability & Responsible Management. „‘Klimaschutz ist Gesundheitsschutz‘“, zitiert sie Mag.a Dr.in Ruperta Lichtenecker, Leiterin des Kompetenzzentrums Klima und Gesundheit Österreich, „und das ist eine tolle Aufgabe.“
In den Salzburger Landeskliniken wurde und wird bereits viel in Sachen Nachhaltigkeit getan: u.a. gehören dazu die verbesserte Ressourcennutzung, Minderung des Energieverbrauchs und E-Mobilität. Themen wie Reduktion des CO2-Ausstoßes etwa im OP und andere Themen werden in Angriff genommen. Strukturiert dargestellt werden Auswirkungen, Risiken und Chancen des Wirtschaftens künftig im Nachhaltigkeitsbericht, der zukünftig jährlich zu erstellen ist. Es geht jedoch nicht nur um die Umwelt, sondern auch um soziale Themen wie betriebliche Gesundheitsförderung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Teilzeitmöglichkeiten sowie um Themen der Unternehmensführung wie Antikorruptionsmaßnahmen und Transparenz.
Mithilfe der sogenannten doppelten Wesentlichkeitsanalyse wurden von einer Arbeitsgruppe noch unter der Leitung Ernst Höftbergers vom MB Technik, Bau und Liegenschaften mit externer Unterstützung generelle und finanzielle Auswirkungen von Nachhaltigkeitsaspekten im Rahmen der European Sustainability Reporting Standards (ESRS) identifiziert und mit externen Stakeholdern abgeglichen. Die wichtigsten dieser so genannten Impacts werden unter der Ägide von Nachhaltigkeitsmanagerin Doris Mittermair im Nachhaltigkeitsbericht mit Kennzahlen und Erörterungen dargestellt werden. Viele Daten, etwa im Bereich Abfallwirtschaft, Energieverbrauch, Qualitäts- und Risikomanagement, berufliche Gesundheitsförderung oder Chancengleichheit liegen schon vor und müssen zusammengeführt werden. Manche Daten werden neu zu erheben sein.
Angesiedelt ist das Nachhaltigkeitsmanagement im Bereich Organisation, Prozesse und zentrale Funktionen, welcher direkt der Geschäftsführung unterstellt ist. Unterstützt wird Doris Mittermair seit Anfang Mai von einer Kollegin, die gemeinsam mit ihr das Nachhaltigkeitsmanagement aufbauen und sich dabei speziell um die Errechnung des SALK-CO2-Fußabdrucks bemühen wird. Ziel ist neben dem Nachhaltigkeitsbericht auch die Erarbeitung einer Klimastrategie, welche die CO2-Emissionen der Salzburger Landeskliniken langfristig in Richtung Null steuern soll.
Aktiengesellschaften müssen EU-weit bereits einen Nachhaltigkeitsbericht vorlegen, dessen Inhalt einem Wirtschaftsprüfer vorgelegt wird und der die nachhaltige Ausrichtung eines Unternehmens dokumentiert. Investitionsfonds, Versicherungen und Banken erhalten so neben dem Geschäftsbericht Informationen und Kennzahlen, aufgrund derer sie ihre Gelder in nachhaltige Projekte und Firmen investieren können.
Gesellschaften mit begrenzter Haftung mit mehr als 1000 Mitarbeitern müssen erstmals 2028 einen Bericht über das abgeschlossene Geschäftsjahr 2027 vorlegen, die Salzburger Landeskliniken fallen hier darunter. Krankenhäuser mit anderer Rechtsform werden dies auf freiwilliger Basis oder aufgrund besonderer Vorschriften etwa der Eigentümer leisten.
Ziel ist die Implementierung von Nachhaltigkeit im Bereich Umwelt und Klimaschutz, in sozialen Belangen und in der Unternehmensführung. Der Nachhaltigkeitsbericht ist somit nichts weniger als ein Instrument zur grundlegenden Umgestaltung der Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit. Rechtsgrundlagen sind die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), welche die Nachhaltigkeitsberichterstattung regelt, die EU-Taxonomie, welche die Kriterien für nachhaltige wirtschaftliche Aktivitäten definiert, und die Corporate Sustainability Due Dilligence Directive (CSDDD) zur Lieferketten-Sorgfaltspflicht. Das Ziel des Green Deals (EU-Klimagesetz) ist die Klimaneutralität der 27 EU-Mitgliedsstaaten bis 2050. Auf regionaler Ebene sind die SALK Teil der Klima- und Energiestrategie SALZBURG 2050 des Landes Salzburg.
Doris Mittermair: „Ich sehe viel Motivation bei Kolleginnen und Kollegen in den unterschiedlichsten Bereichen, sich mit Nachhaltigkeit in den SALK und auch im persönlichen Umfeld auseinanderzusetzen. Die Treibhausgasbilanz wird auch durch vor- und nachgelagerte Emissionen wie Dienstreisen oder die Anreise der Mitarbeiter beeinflusst. Wenn wir uns um Nachhaltigkeit und Klimaschutz bemühen, etwa indem wir mit dem Rad oder der S-Bahn in die Arbeit fahren, profitieren wir letztlich auch selbst davon. Geringerer Schadstoffausstoß wirkt sich durch ein Mehr an Bewegung hier ganz unmittelbar direkt auf unsere Gesundheit aus.“
Neben ihrer spannenden Aufgabe als Nachhaltigkeitsmanagerin widmet sich Doris Mittermair vor allem ihrer Familie mit drei Kindern und freut sich auf die warme Jahreszeit mit viel Zeit im Garten.
European Sustainability Reporting Standards (ESRS)
Environment (Umwelt):
ESRS E1 Klimawandel
E2 Verschmutzung
E3 Wasser- und Meeresressourcen
E4 Biologische Vielfalt und Ökosysteme
E5 Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft
Soziales
S1 Eigene Belegschaft
S2 Arbeitskräfte in der Wertschöpfungskette
S3 Betroffene Gemeinschaften
S4 Verbraucher und Endnutzer
Governance (Führung):
G1 Unternehmenspolitik
Die Standards wurden im Rahmen der Wesentlichkeitsanalyse auf konkrete Themen der Salzburger Landeskliniken heruntergebrochen. Wie:
Bereich Umwelt E1 Klimawandel: Es treten vermehrt Hitzewellen auf, welche die Patientenzahlen erhöhen. Dies könnte die Versorgungsqualität beeinträchtigen.
Bereich Soziales S1 Eigene Belegschaft: Der demographische Wandel führt zu Personalmangel. Erhöhte Stressbelastung für die restliche Belegschaft ist die Folge.
Bereich Governance G1 Unternehmenspolitik: Transparenz in der Kommunikation fördert das Vertrauen aller Stakeholder.
Die als wesentlich identifizierten Themen finden Eingang in den Nachhaltigkeitsbericht.
Weitere Facts
- Doris Mittermair ist in Wien aufgewachsen
- Diplomstudium Medienmanagement an der FH St. Pölten, Abschluss 2009
- Tätigkeit im E-Commerce: Abteilungsleitung Marketing, Kommunikation und Sortimentssteuerung
- Masterstudium Sustainability & Responsible Management an der FH des BFI Wien, berufs-/ familienbegleitend, Abschluss März 2023
- 01/2023-12/2024: Umweltmanagement / Nachhaltigkeit Barmherzige Brüder Österreich, Büro KH Salzburg
- Netzwerk, Vorträge, etc. zu Nachhaltigkeit & Gesundheit (GÖG, ÖVKT, Austausch NaHaKo´s. etc.)
- Seit Jänner 2025 Nachhaltigkeitsmanagerin in den SALK