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Wenn's weh tut!
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Antimicrobial Resistance ‒ für mehr Awareness
Der 18. November ist europäischer Antibiotikatag und Beginn der World Antimicrobial Awareness Week, der weltweiten, von der Weltgesundheitsorganisation initiierten Aufklärungswoche über Antibiotika-Resistenzen (World AMR Awareness Week). Hinter diesen sperrigen Begriffen verbirgt sich ein brandaktuelles Thema, das uns als Gesundheitspersonal und als Patientinnen und Patienten gleichermaßen betrifft.
Der AURES-Resistenzbericht 2023 attestiert Österreich zwar eine stabile Resistenzlage – im Gleichklang mit Deutschland und den skandinavischen Ländern. Das liegt an einem vergleichsweise sparsamen Antibiotikaeinsatz in der Human- und Tiermedizin sowie an der Tatsache, dass Antibiotika nur über ärztliche Verschreibung in Apotheken erhältlich sind. Allerdings zeigt der Trend besonders bei gramnegativen, multiresistenten Erregern nach oben. Antibiotika werden auch in Österreich zu häufig ohne Indikation, zu lange und in zu niedriger Dosis verordnet. Hinzu kommt der „Import“ von problematischen Erregern aus Ländern mit höheren Resistenzraten. Dies alles trägt dazu bei, dass unsere altbewährten Antibiotika ihre Wirksamkeit verlieren. Neue, innovative Wirkstoffe gegen Infektionskrankheiten sind rar.
Für den Kampf gegen Antibiotikaresistenzen ist in den Salzburger Landeskliniken der Infektiologische Arbeitskreis (IAK) zuständig. Neben der Leitung des IAKs durch Eva Past (Landesapotheke) und Jan Marco Kern (UI für klinische Mikrobiologie und Hygiene) kümmert sich seit September 2025 Stephanie Aschauer-Wallner als neue wissenschaftliche Mitarbeiterin um Antimicrobial Stewardship (AMS) an den SALK.
AMS ist eine interdisziplinäre Strategie, die darauf abzielt, den angemessenen Einsatz von Antiinfektiva (also Medikamenten gegen Bakterien, Viren und Pilze) zu fördern, die Therapien zu verbessern, antimikrobielle Resistenzen (AMR) zu verringern und Infektionen durch multiresistente Erreger zu vermeiden.
Zum aktuellen AMS-Schwerpunkt „Deeskalation von Breitband-Antibiotika“ läuft an den SALK eine Studie unter der Leitung von Eva Past und Jan Marco Kern. Nach einer ersten Datenaufnahme und einer Problemanalyse wurden Interventionen zur Verbesserung der Deeskalation von Breitband-Antibiotika und dem Management der gramnegativen Bakteriämie (Blutstrominfektion) entwickelt. Dazu zählen verschiedene Informationsmaterialien, Anpassungen bei mikrobiologischen Befunden sowie die persönliche Vorstellung der Thematik auf den klinischen Abteilungen.
Die Landesapotheke, im IAK vertreten durch Eva Past, spielt ebenfalls eine wichtige Rolle bei AMS. Speziell geschulte Apothekerinnen übernehmen bei der Abgabe von Reserveantiinfektiva an die Abteilungen eine Art Filterfunktion (https://link.springer.com/article/10.1007/s15010-025-02604-x). Damit können unter Umständen sogar Kosten in sechsstelliger Höhe eingespart werden. „Darüber hinaus versuchen wir etwa mit Schulungen auf den Stationen oder der mehrtägigen Tagung „ÖGACH-Winterschool“, durch Guidelines, Pocket Cards und verschiedene Interventionen das Bewusstsein, die sogenannte Awareness, hinsichtlich der maßvollen Anwendung der Antiinfektiva zu stärken,“ erläutert Stephanie Aschauer Wallner. „Viele größere Krankenhäuser haben ein Antimicrobial Stewardship-Team. Der IAK ist jenes der SALK und das wahrscheinlich längstdienendste in ganz Österreich – seit 1996. An den Unikliniken und -instituten gibt es jeweils Antibiotika- oder eigentlich Antiinfektiva-Beauftragte. Der IAK betreut auch die Landeskliniken Hallein, St. Veit und Tamsweg.“
Der Infektiologische Arbeitskreis wurde 1996 als weisungsfreies, interdisziplinäres Gremium gegründet und vereint die Expertise aus klinischer Mikrobiologie, Innerer Medizin, Pharmazie und Intensivmedizin. Gründungsmitglieder waren Ulla Porsche, Landesapotheke, und der Internist und Infektiologe Arno Lechner. Sie widmeten sich dem Thema, ehe es noch als Antimicrobial Stewardship bekannt war. Heute zählt der IAK 13 Mitglieder.
Stephanie Aschauer-Wallner ist Molekularbiologin und hat an der Medizinischen Universität Innsbruck in Molekularer Onkologie promoviert. Aus ihrer Tätigkeit als PostDoc und Studienkoordinatorin an der Paracelsus Medizinischen Universität bringt sie viel Erfahrung im Aufsetzen von Studien und in der Entwicklung wissenschaftlicher Forschungskonzepte mit. „Der IAK stellt eine neue und spannende Herausforderung für mich dar. Es macht mir große Freude, an diesem sinnstiftenden und bedeutungsvollen Thema mitwirken zu können. Als Mutter von zwei Kindern ist mir auch der Nachhaltigkeitsaspekt wichtig. Bakterien sind sehr geschickt, anpassungsfähig und entwickeln ständig neue Strategien, um sich gegen Antibiotika zu wehren. Genau dieser Entwicklung müssen wir gegensteuern - ‚Keep antibiotics working‘ lautet die Devise.“
Stephanie Aschauer-Wallner verbringt ihre freie Zeit gern mit der Familie beim Wandern in den Bergen oder beim Radfahren. Auch engagiert sie sich ehrenamtlich bei „KiB Children care“, einem Verein, der ein Netzwerk für kranke Kinder ohne Betreuungsperson zur Verfügung stellt.
- Geboren in Salzburg
- 2008 Masterstudium Molekulare Biologie an der Naturwissenschaftlichen Fakultät Salzburg und Johannes Kepler Universität
- 2013 Promotion an der Medizinischen Universität Innsbruck – PhD Molekulare Onkologie
- Ab 2014 Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie Salzburg, Zentrum für Querschnitt- und Geweberegeneration der PMU
- 2025 wissenschaftliche Mitarbeiterin und Studienkoordinatorin Infektiologischer Arbeitskreis SALK
- Zwei Kinder
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