Der Beruf als Berufung

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Wenn's weh tut!

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Wolfgang Berger im Empfangsbereich der Prosektur © SALK/Walch

Der Beruf als Berufung

Edle Holzverkleidungen an Wänden und Decke, moderne Lichtarchitektur, die freundliche Anmutung einer Glasfront mit weißem Store ‒ in Eingangsbereich und Verabschiedungsraum wähnt man sich nicht in der Prosektur, jenem Bereich in Krankenhäusern oder Instituten, wo Verstorbene obduziert werden, um die Todesursache zu ermitteln. 

„Urgestein“ Wolfgang Berger ist stolz: „Die neuen Räumlichkeiten im Laborgebäude sind hell und freundlich. Das ist auch für die Angehörigen, die sich verabschieden möchten, wichtig.“ Weiter geht es durch die Kühlung in den Seziersaal, alles blitzt vor Sauberkeit, die Luft ist angenehm. „Wir reinigen die Kühlung, den Saal und das Büro selbst, es kommt keine externe Firma herein. Das Wichtigste überhaupt ist absolute Sauberkeit. Das ist auch im Sinne der Würde der Verstorbenen.“

Vielfältiger Medizinischer Assistenzberuf

Wolfgang Berger trat im Oktober 1993 seinen Dienst in den Salzburger Landeskliniken an und machte die Ausbildung zum Obduktionsassistenten im Rahmen seiner Tätigkeit. Sein Beruf ist ihm Berufung: „Ich habe mich immer schon für Medizin interessiert. Ich wusste sofort, das ist genau meines. In der theoretischen Ausbildung lernt man Hygiene, Anatomie, Blutkreislauf etc., Routine für das tägliche Tun bekommt man erst in der Praxis. Mit der Zeit hat man viele wichtige Kontakte zu Gesundheitsämtern, der Polizei und Bestattern, kann Vorgänge beschleunigen und bekommt viel Dank von den Angehörigen zurück.“ 2001 übernahm er die Bereichsleitung in seinem Dreierteam. In den 32 Jahren seiner Tätigkeit sind die Aufgaben umfangreicher geworden, auch die elektronische und fotografische Dokumentation. Hinzugekommen sind die Verabschiedungen für trauernde Angehörige, die dies auf der Station des Landeskrankenhauses nicht mehr tun konnten.

Heute gehört das Berufsbild zu den Medizinischen Assistenzberufen und kann im Rahmen der Gesundheits- und Krankenpflegeschule des Bildungszentrums der SALK erlernt werden. „Es herrscht schon ein gewisser Mangel an Nachwuchs. So wurde in enger Zusammenarbeit mit der Institutsleitung und dem Bildungszentrum ein Lehrgang zur Ausbildung für Obduktionsassistenten etabliert, zwischenzeitlich wurden zwei Kurse abgehalten. Die Praktikumsstunden halte ich“, so Wolfgang Berger.

„Wir versorgen in etwa 1300 Verstorbene im Jahr, wovon ca. 320 obduziert werden. Hierbei handelt es sich um Verstorbene des Landeskrankenhauses sowie um jene, die zuhause versterben und bei denen die Todesursache über Anordnung des Gesundheitsamtes zu klären ist. Wird Fremdverschulden vermutet, geht der Fall nicht an uns, sondern direkt an die Gerichtsmedizin.

Mein Aufgabengebiet ist sehr vielseitig und interessant. Es reicht von administrativen Tätigkeiten wie der Fallaufnahme der Verstorbenen in Nexus über die notwendige SALK-interne und externe Kommunikation etwa mit dem Gesundheitsamt, den Bestattungsinstituten und Angehörigen bis hin zur Assistenz bei der Obduktion und zur Abwicklung der Abholung des Verstorbenen.“

Letzte Reise in Würde

Bei einer angeforderten Obduktion werden die entnommenen Organe und Organgruppen durch die Pathologinnen und Pathologen seziert, der Obduktionsassistent assistiert. Das Zunähen und Säubern des Körpers erfolgt durch die Obduktionsassistenten in einem abgeteilten, nicht einsehbaren Bereich des Obduktionssaals ‒ auch dies aus Achtung vor der Person. “Wichtig ist mir der pietätvolle Umgang mit den Verstorbenen. Jeder Mensch, der hier seine letzte Reise antritt, tut das in Würde und dann auch sauber angekleidet. Für Muslime steht ein eigener Raum für rituelle Waschungen durch Angehörige im Beisein eines Bestatters zur Verfügung. Verstorbene des Campus Christian-Doppler-Klinik kommen an das dort angesiedelte Institut für Gerichtsmedizin“, erläutert Wolfgang Berger.

Besonders schätze er, „dass wir hier am Universitätsinstitut für Pathologie unter der Leitung von Primar Professor Karl Sotlar ein sehr gutes und eingespieltes Team sind ‒ der Chef, Ärztinnen und Ärzte, das Sekretariat, die Labormitarbeiterinnen und -mitarbeiter und wir drei in der Prosektur. Darüber hinaus pflegen wir eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Kliniken, auswärtigen Krankenhäusern, der Polizei, der Sanitätsbehörde und den Bestattungsunternehmen.“

Wenngleich das Sterben tabuisiert ist, findet es doch ständig statt. „Der Umgang mit den Angehörigen, insbesondere mit Eltern, welche ein Kind verloren haben, erfordert Hilfsbereitschaft und Empathie. Die Tätigkeit des Obduktionsassistenten ist eine sinnstiftende Tätigkeit, bei der man viel zurückbekommt“, sagt Wolfgang Berger. Es bereitet ihm stets eine große Freude, die Begeisterung für seinen Beruf und die Tätigkeit am Universitätsinstitut für Pathologie in Führungen für die Krankenpflegeschule und für Bestatter-Anwärter, aber auch für Studierende der Humanmedizin weiterzugeben.

Abseits der fordernden Tätigkeit, die er liebt, wandert und reist er gerne mit seiner Frau, fährt Schi und genießt dankbar das Leben.

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