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Wenn's weh tut!

Frau im Sport
Oberärztin Carolin Kilian ist selbst Dressurreiterin und weiß, wovon sie spricht: „Das Thema ‚Frauen im Sport‘ ist nicht zuletzt dank jüngster Aussagen einiger Spitzensportlerinnen endlich in den Fokus gerückt. Zuvor waren etwa zyklusbedingte Leistungseinschränkungen ein Tabu. Dennoch ist hier im Bewusstsein der Öffentlichkeit, bei Verbänden und Trainern noch Luft nach oben.“
Die zukünftige stellvertretende Leiterin des renommierten Universitätsinstitutes für präventive und rehabilitative Sportmedizin unter der Leitung von Professor Josef Niebauer ist seit drei Jahren in Salzburg tätig. Zur Medizin kam sie durch ihre erfolgreiche Tätigkeit und Kaderzugehörigkeit im Amateursport ‒ sie ist dreifache bayrische Meisterin im Dressurreiten, war u.a. deutsche Vizemeisterin und zuletzt auch international auf dem Podium platziert. „Ich bin auch im Wintersport aktiv und besonders im Langlauf und Bergsport unterwegs. So hatte ich zwangsläufig viel Kontakt mit Sportmedizinern und entschloss mich daraufhin zum Medizinstudium und spezialisierte mich in der Inneren Medizin, Intensivmedizin und Sportmedizin.“ Sie erhielt sowohl selbst als Nachwuchssportlerin eine Einladung zu den Olympischen Spielen 2008 in Peking als auch als Sportmedizinerin und war als solche bereits sechs Mal bei Olympischen Sommer- und Winterspielen. Immer wieder betreut sie ehrenamtlich Nachwuchsathleten oder Nationalmannschaften wie die slowenische Biathlon-Nationalmannschaft. Ihre einschlägige Expertise kommt dem UI für Sportmedizin zugute, das den Olympiastützpunkt Rif betreut sowie akkreditiertes Institut des Österreichischen Olympischen Komitees ist und damit viele Spitzensportlerinnen und- sportler betreut. Carolin Kilian: „Mir obliegt die Betreuung sämtlicher Athleten des Olympiazentrums Rif, aber auch von Patienten im täglichen Ambulanzbetrieb.“
Als 1977 vom Land Salzburg als selbstständiges Ambulatorium gegründetes Institut hat sich die Salzburger Sportmedizin zu einem führenden Institut für Sportkardiologie entwickelt und betreut eine große Bandbreite an Sportlern. Am Institut werden Spitzen-, Vereins- und Hobbysportler, Schüler der Schulsportmodelle, Berufsfeuerwehrleute mit schwerem Atemschutz, Sport- und Rettungstaucher u. v. m. betreut. Die Betriebliche Gesundheitsförderung für die Salzburger Landeskliniken wird hervorragend organisiert und beinhaltet jährliche sportmedizinische Checks für die Bediensteten. „Wir bieten ein breites Spektrum an Untersuchungen. Neben einer orthopädischen Grunduntersuchung wird vor allem der internistische Bereich der Sportmedizin abgedeckt: Ruhe-EKG, Langzeit-EKG und -Blutdruckmessungen, Spirometrie, also Lungenfunktionsuntersuchung, Leistungs-EKG mit Laktat- und Leistungsdiagnostik inkl. individuellem Trainingsplan und weitere Spezialuntersuchungen. “Zusätzlich wird Medizinische Trainingstherapie angeboten, unter anderem für Herz- und Long-Covid-Patienten. Auch wird das ambulante REHA-Zentrum Salzburg in Kooperation mit der Humanocare GesmbH geführt. Das Ludwig Boltzmann Institut für digitale Gesundheit und Prävention mit vielen internationalen Wissenschaftlern ist ebenfalls am Sportinstitut angesiedelt und lotet die Anwendung digitaler Möglichkeiten für die Prävention und die Unterstützung von Patienten aus. Das Institut zeichnet sich auch durch großes Engagement in Lehre und Forschung aus. So sind wir zu einem der größten sportmedizinischen Institute im deutschsprachigen Raum geworden.“
„Ich finde es sehr wichtig, dass das Thema ‚Frauen im Sport‘ nun stärker in den Fokus rückt“, sagt Carolin Kilian. „Vor allem im Trainingsalltag spielt dieser Punkt eine wichtige Rolle. Nicht nur sprechen Athletinnen vermehrt über mögliche Leistungseinbußen während des Zyklus oder notwendige Anpassungen im Training, es werden auch Verbände und betreuende Personen für dieses Thema sensibilisiert, um eine optimale Leistung zu fördern.“ Tipps für Hobbysportlerinnen: Sport kann Symptome wie Menstruationsbeschwerden oder das sogenannte prämenstruelle Symptom abmildern. Auch Frauen in der Menopause profitieren von den positiven Wirkungen des Ausdauer- und Kraftsports. In aller Munde ist das Krafttraining, aber auch sogenannte „high-impact“-Sportarten, wie bspw. der Laufsport, welche Osteoporose vorbeugen sollen.
Generell bietet im besonderen Ausdauersport für Frauen und Männer eine Reihe von gesundheitsfördernden Aspekten, angefangen von kardiovaskulären (Herz-Kreislaufsystem) bis zu Muskulatur und Knochen betreffenden Aspekten. Ebenso profitiert die psychische Gesundheit von regelmäßigen Sporteinheiten durch Senkung des Stressspiegels. Sport hat auch eine positive Auswirkung auf Stoffwechsel und Gewichtsregulation. „Alles sollte allerdings mit Maß und Ziel betrieben werden. Vor allem bei Vorliegen von chronischen Erkrankungen oder Infekten soll ein Training unter ärztlicher Aufsicht bzw. vorhergehender sportmedizinischer Untersuchung durchgeführt werden“, empfiehlt Carolin Kilian. Auch Fehlbelastungen oder zu schnelle Steigerungen des Umfangs oder der Intensität sollten vermieden werden.
Generell werde die Sportmedizin durch die fortschreitende Digitalisierung (Fitnesstracker und Pulsuhren!) im Breiten- und Gesundheitssport und eine zunehmende Objektivierung von Leistungsparametern besonders im Nachwuchssport weiter an Bedeutung gewinnen, ist die Sportmedizinerin überzeugt.
In ihrer knapp bemessenen Freizeit ‒ sie ist weiterhin als Dressurreiterin und als Verbandsärztin bei verschiedenen internationalen Bewerben vertreten ‒ frönt sie dem Bergsport und hat drei eigene Pferde zu versorgen.
Weitere Informationen finden Sie auf
Angebote des Universitätsinstitutes für präventive und rehabilitative Sportmedizin des Uniklinikums Salzburg
- Geboren in Koblenz
- 2008-2014 Studium der Humanmedizin an der Philipps-Universität Marburg und an der Technischen Universität München
- 2015 Kerckhoff Klinik Bad Nauheim
- 2016-2022 Klinikum Traunstein
- 2019 Erhalt des Fellowships der Verbandsärzte Deutschland e.V. im Rahmen des IBSF Bob- und Skeletton- Weltcups und Europameisterschaften am Königssee
- 2021 Facharztprüfung Innere Medizin
- 2022 Facharztprüfung Internistische Intensivmedizin
- März 2022 Eintritt in die Salzburger Landeskliniken ‒ Universitätsinstitut für präventive und rehabilitative Sportmedizin
- Zusatzbezeichnung Sportmedizin (ÖÄK)
- Lebt in Traunstein