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Wenn's weh tut!
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Pionierin der Ausbildung
„Es ist ein Abenteuer, aber ein sicheres“, sagt die frischgebackene Leitende Oberärztin Larissa Schäfer. Sie spricht nicht von ihrer Arbeit, sondern von ihren Hobbys: Klettern im hochalpinen Gelände und längere Mountainbike-Touren – ebenfalls im alpinen Gelände. Obwohl: Wenn sie von ihren Touren erzählt, klingt das schon fast wie ein Lehrbuch aus ihrem Fachgebiet Anästhesie und Intensivmedizin: Mehrseillängen in der Dachstein-Südwand, komplexe Routen am Hochkönig – und immer Plan B, C und am besten auch D im Rucksack. Organisation, Struktur, blitzschnelle Entscheidungen – was in der Wand oder am Hochgebirgs-Track zählt, gilt auch im OP-Saal und auf der Intensivstation.
Seit Juli 2025 ist Larissa Schäfer die erste Absolventin einer neuen Ausbildungsschiene am Uniklinikum Salzburg: Leitende Oberärztin bzw. Leitender Oberarzt für Ausbildung und Lehre. 2016 kam Sie aus Gießen (Deutschland) als junge Assistenzärztin nach Salzburg, bildete sich selbst intensiv weiter und engagierte sich dann in der Ausbildung. Diese ist jetzt offiziell Teil ihrer Aufgaben.
In einem Team von drei Personen verantwortet Schäfer an der Universitätsklinik (medizinischen Abteilung) für Anästhesiologie, perioperative Medizin und allgemeine Intensivmedizin die strukturierte Ausbildung von aktuell 43 jungen Assistenzärztinnen und -ärzten: Sie ist bereits beim Auswahlverfahren für neue Medizinerinnen und Mediziner dabei, unterstützt diese beim Onboarding, organisiert die Rotationen durch die verschiedenen (Ausbildungs-)Bereiche und das strukturierte Feedback nach jeder absolvierten Station.
„Wir haben einen Rotationsplan für das gesamte Jahr entwickelt, der ständig adaptiert wird“, erzählt sie. Sie ist Ansprechperson für Assistenzärztinnen und -ärzte sowie Nahtstelle zur Ärztlichen Direktion und zur Ärztekammer: „Es braucht in einer Klinik eine klare Struktur, damit Ausbildung gelingt – und das Engagement der gesamten Abteilung.“ Für Schäfer ist klar: „Ausbildung passiert nicht durch Einzelpersonen, sondern durch das gesamte Team.“
Und dieses Team ist in ihrem Fall riesig: Mit 144 Ärztinnen und Ärzten auf allen Stufen (siehe weitere Facts) ist die Anästhesie die größte Universitätsklinik in Salzburg. Da treffen unterschiedliche Ansprüche und Einstellungen aufeinander, auch und insbesondere zwischen den Generationen. Bisweilen fehlt auf beiden Seiten das Verständnis für die jeweils andere Perspektive. Das bringt niemandem etwas. Ausbildung lebt vom Austausch. Die Generationen müssten stärker miteinander in Dialog treten – und sich gegenseitig respektieren.“
In diesem Sinn ist sie auch Vermittlerin im „Clash of Generations“, den es derzeit in allen Teilen der Arbeitswelt gibt. Gleichzeitig fordert sie auch Eigeninitiative der Assistenzärztinnen und -ärzte: „Für die Ausbildung muss man auch da sein. Die Arbeit in der Anästhesie erfordert kontinuierlichen Wissensaufbau und den Erwerb von Erfahrungen und Routine. Dies ist mit einer 50-Prozent-Stelle nur schwer zu erreichen.“
Larissa Schäfer kommt ursprünglich aus Kassel (Hessen). „Ich wollte in die Berge –der alpine Reiz hat mich angelockt – und an ein Krankenhaus der Maximalversorgung. Da ist die Auswahl schon sehr dünn – Innsbruck oder Salzburg. Es ist Salzburg geworden, und ich bin mit dieser Wahl sehr zufrieden“, lächelt sie.
Medizin studierte sie an der traditionsreichen Universität in Gießen: „Ich wusste schon früh, dass ich in die Notfallmedizin möchte. Während der Ausbildung habe ich gemerkt, dass mich die Intensivmedizin noch mehr fasziniert.“ In Deutschland sind Anästhesie und Intensivmedizin getrennt, in Österreich ein kombinierter Facharzt.
Heute arbeitet sie vor allem auf der Intensivstation im Haus A (Chirurgie-West), wo das Uniklinikum Salzburg den größten OP-Bereich in Westösterreich betreibt. Im Einsatz ist sie aber auch auf der herzchirurgischen Intensivstation im Haus D sowie auf den Überwachungsstationen (Intermediate Care Unit – IMCU) in beiden Häusern. Neben diesen Bereichen in der Klinik ist sie auch am Notarzthubschrauber Christophorus 6 aktiv: „Komplexe Situationen, kritische Phasen, schnelle und dennoch wohlüberlegte Entscheidungen – hier kann ich meine Stärken einbringen.“
Für die Anerkennung zur Leitenden Oberärztin für Ausbildung und Lehre musste Larissa Schäfer 30 ECTS im Bereich Management nachweisen. Deswegen hat sie 2024 mit dem Universitätslehrgang „Health Sciences & Leadership“ an der Paracelsus Medizinischen Universität (PMU) begonnen – siehe weitere Facts. „Zudem muss man auch Fortbildungen nachweisen – unter anderem im Bereich Hochschuldidaktik –, Lehrtätigkeit, Publikationen sowie Zusatzausbildungen. Ich habe zum Beispiel das europäische Diplom für Anästhesie und Intensivmedizin und die Zusatzbezeichnung spezielle Intensivmedizin in Deutschland absolviert.“
Auf die Ausbildung der nächsten Ärztegeneration könne Salzburg durchaus stolz sein: „Unsere Klinik ist in den Rankings exzellent platziert. Wir sind laut Ärztekammer in Bezug auf die Ausbildungsqualität die beste Universitätsklinik in Österreich und der beste Maximalversorger.“
Dahinter stehen eine klare Ausbildungs-Strategie und harte Arbeit, die von Klinikvorstand Professor Peter Gerner abwärts das gesamte Team mitträgt und vor allem täglich lebt. Doktorin Schäfer: „Wir evaluieren seit vier Jahren regelmäßig die Ausbildung. Eine Erkenntnis: Feedback ist ein Schlüssel. In der Medizin gilt oft: Nicht geschimpft ist gelobt genug. Aber dies darf nicht der Maßstab für eine qualitativ hochwertige Ausbildung sein. Gutes Feedback muss strukturiert, klar und respektvoll sein – und für beide Seiten konstruktiv.“
- An den fünf Standorten der Salzburger Landeskliniken – Uniklinikum Campus LKH und CDK, Landesklinik Hallein, Landesklinik St. Veit und Landesklinik Tamsweg – arbeiten 1.230 Ärztinnen und Ärzte.
- Der Frauenanteil steigt seit Jahren und liegt aktuell bei 49 Prozent.
- Die 32 Universitätskliniken und -institute (medizinische Abteilungen) am Uniklinikum Salzburg der PMU sind nicht nur für die praktische Ausbildung der Studierenden, sondern auch der bereits promovierten Ärztinnen und Ärzte zuständig.
- In der medizinischen Hierarchie gibt es in Krankenhäusern AssistenzärztInnen (AusbildungsärztInnen), FachärztInnen, OberärztInnen, Leitende OberärztInnen sowie Primare (Klinikvorstände).
- Als Leitende Oberärztin für Ausbildung und Lehre ist Dr.in Larissa Schäfer für die Aus- und Weiterbildung von Ärztinnen und Ärzten an ihrer Klinik verantwortlich. Die Lehrtätigkeit für Studierende an der PMU wird davon unabhängig organisiert.
- Der Universitätslehrgang „Health Sciences & Leadership“ (ULG HSL) an der PMU ist ein dreijähriges, interdisziplinäres, berufsbegleitendes Masterstudium für (zukünftige) Führungskräfte im Gesundheitsbereich.