Studien zeigen, dass bis zu 20 Prozent der Menschen im Laufe ihres Lebens einen Tumor an der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) entwickeln. „Diese Tumore sind in der Regel gutartig. Sie stellen entweder dann ein Problem dar, wenn sie so groß sind, dass sie auf den Sehnerv drücken oder dadurch, dass die normale Funktion der Hypophyse beeinträchtigt ist. Dann haben die Betroffenen Seh- oder Hormonstörungen“, erklärt der Neurochirurg Dr. Moritz Fernand Ueberschaer, der seit Anfang Oktober an der Uniklinik für Neurochirurgie am Uniklinikum Campus Christian-Doppler-Klinik tätig ist.

Diese Tumore im Schädel sind das Spezialgebiet des 35-Jährigen: „Wir können die Hypophysen-Tumore durch die Nase endoskopisch, also minimalinvasiv, entfernen. Die Belastung für die Patientinnen und Patienten sinkt damit wesentlich.“

Solche Eingriffe wurden schon bislang an der Uniklinik für Neurochirurgie der PMU am Uniklinikum Campus Christian-Doppler-Klinik durchgeführt. Dr. Ueberschaer verstärkt nun im Bereich endoskopische Schädelbasis das Team um OA Dr. Herbert Krainz von der Neurochirurgie und OA Dr. Martin Dejaco von der Uniklinik für Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten. Dadurch wird die Betreuung und operative Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Tumoren der Hypophyse weiter ausgebaut.

Bei Tumoren an der Hypophyse sei die interprofessionelle Zusammenarbeit besonders wichtig, betont Dr. Ueberschaer: „Die Hypophyse regelt die Hormone im Körper, das ist das Spezialgebiet der Endokrinologinnen und Endokrinologen. Große Tumore können auf den Sehnerv drücken– daher sind Sehstörungen oft das erste Symptom. Hier sind Augenärztinnen und Augenärzte in der Diagnostik gefragt. Da die operativen Eingriffe in der Regel durch die Nase durchgeführt werden, ist eine Zusammenarbeit mit den Fachleuten für HNO-Krankheiten insbesondere bei komplexen Operationen, die besondere Kenntnisse der Nasenanatomie erfordern, sinnvoll.“

Die Uniklinik für Neurochirurgie hat in den vergangenen beiden Jahren den Bereich Schädelbasis generell positiv weiterentwickelt. So wurde ein neues, monatliches interdisziplinäres Schädelbasisboard etabliert, bei dem Patientinnen und Patienten mit komplexen Pathologien an der Schädelbasis besprochen werden.

Dr. Moritz Fernand Ueberschaer stammt aus Essen, studierte in Göttingen und Lübeck Medizin und wurde am LMU Klinikum (Ludwig-Maximilians-Universität) in München zum Neurochirurgen ausgebildet. Zu seinem Fach kam er während des Studiums: „Ursprünglich hat mich die Neurologie sehr interessiert. Bei Praktika und Famulaturen habe ich mir viele Dinge angesehen und gemerkt, dass mir das Operieren liegt und Spaß macht. Die Neurochirurgie ist daher die ideale Kombination für meine Interessen.“

Trotz seiner Jugend stand er bereits über 1.500 Mal am OP-Tisch, 900 Mal war er Operateur, 150 Mal führte er die beschriebene transnasale Operation an der Hypophyse durch. Außerdem war er als Forscher und Lehrender an der LMU tätig.

Seine Erfahrung geht daher weit über sein biologisches Alter hinaus, womit er an seiner Klinik kein Einzelfall ist. Professor Christoph Griessenauer, Vorstand der Uniklinik für Neurochirurgie, war erst 37 Jahre alt, als er 2021 bestellt wurde. Ist die Neurochirurgie also ein „jugendliches“ Fach? Dr. Ueberschaer: „Ich denke, die Neurochirurgie ist ein Fach, das durch seine Faszination begeistert und Menschen mit außergewöhnlicher Motivation anzieht. Das Ziel, für den Patienten ein bestmögliches Ergebnis bei teilweise anspruchsvollen Operationen zu erzielen, ist nur durch intensive Auseinandersetzung mit der Thematik möglich. Die Leute investieren somit viel Zeit und entwickeln sich dadurch vielleicht schneller als in anderen Bereichen.“

Der Wechsel von München nach Salzburg sei ein logischer Schritt gewesen: „In München war ich als Funktionsoberarzt tätig. Hier habe ich eine fixe Oberarztstelle mit Gestaltungsmöglichkeiten.“ Neben seiner klinischen Tätigkeit will sich Dr. Ueberschaer an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) habilitieren. Das Thema seiner Forschungsarbeit: Optimierung des peri- und postoperativen Vorgehens in der Behandlung von Hirnhauttumoren (Meningeomen) durch Einsatz der PET-Bildgebung (Positronenemissionstomograhie).

Bleibt bei alledem noch Zeit für Hobbys und Freizeit? „Meine Partnerin und ich haben zwei Kinder im Alter von einem und drei Jahren. Daher ist in meiner Freizeit vor allem Kinderbetreuung angesagt“, lächelt Dr. Ueberschaer. Die Familie übersiedelte gemeinsam nach Salzburg-Maxglan – seine Partnerin arbeitet als angehende Fachärztin für Neurologie ebenfalls am Uniklinikum Campus CDK.

Weitere Facts:

  • Die Uniklinik für Neurochirurgie ist am Uniklinikum Campus Christian-Doppler-Klinik (CDK) angesiedelt.
  • Sie wurde 1966 an der damaligen Landesnervenklinik gegründet.
  • Sie ist die einzige Klinik dieses Faches im Bundesland Salzburg und verfügt über 55 Betten, acht davon im Intensivbereich und vier weitere im Intermediate-Care-Bereich.
  • An der Klinik arbeiten mehr als 20 Ärztinnen und Ärzte und mehr als 100 Pflegekräfte.
  • Pro Jahr werden rund 2000 Eingriffe durchgeführt.
Gemeinnützige Salzburger Landeskliniken Betriebsgesellschaft mbH | Müllner Hauptstraße 48 | A-5020 Salzburg
Telefon: +43 (0)5 7255-0 | Fax: +43 (0)5 7255-20199 | © 2013-2024
Impressum Informationssicherheit Datenschutz AGB
Letzte Änderung: 25.03.2021
x schließen